Cannabis-Konsum im Ostalbkreis: Keine Alarmzeichen trotz Legalisierung!
Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland zeigt im Ostalbkreis keine signifikante Zunahme des Konsums. Experten berichten.

Cannabis-Konsum im Ostalbkreis: Keine Alarmzeichen trotz Legalisierung!
In Deutschland ist der legale Konsum von Cannabis seit dem 1. April 2024 unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Diese Teillegalisierung hat auch eine tiefgreifende Debatte über den Konsum und die potenziellen Risiken ausgelöst. Gegner der Legalisierung befürchteten, dass eine Zunahme des Konsums von Cannabis zu einem Anstieg des missbräuchlichen Konsums führen könnte. Doch wie sieht die Realität im Ostalbkreis aus?
Christopher Dedner, Chefarzt der Klinik für Suchttherapie am ZfP Klinikum Schloß Winnenden, und Tobias Braun, Beauftragter für Suchtprävention beim Landratsamt Ostalbkreis, berichteten über die Entwicklungen im Konsumverhalten. Überraschen feststellten sie, dass trotz einer leichten Zunahme des Konsums an Cannabisprodukten keine signifikante Erhöhung des Cannabis-Konsums in der Region beobachtet wurde – und das auch nicht direkt seit Inkrafttreten des Gesetzes. Immerhin ist der Anteil der Hilfesuchenden, die sich wegen Cannabis-Suchtproblemen an Beratungsstellen wandten, von 14,9 % im Jahr 2023 auf 11,01 % gesunken. Dies wird von Fachleuten wie Dedner als Ergebnis der laufenden gesellschaftlichen Debatte um die Legalisierung gedeutet, nicht als Folge der Gesetzesänderung.
Änderungen im Konsumverhalten
Das öffentliche Interesse an Cannabis hat zugenommen, wohingegen die Nachfrage nach Suchtberatungen stabil blieb. Der Anteil der Klienten mit Problemen im Zusammenhang mit Alkohol betrug stattdessen 40,8 %. Dedner bringt zudem die erhöhte Besorgnis über das Auftreten „fadenscheiniger Diagnosen“ im Internet zur Sprache, die zu fragwürdigen Verschreibungen von Cannabis führen können. In der Diskussion um den Konsum wird auch die Altersgrenze in Betracht gezogen, die der Chefarzt als zu niedrig empfindet, da die Entwicklung des Gehirns bis zum 25. Lebensjahr nicht abgeschlossen ist, was möglicherweise negative Auswirkungen des Konsums auf junge Erwachsene haben könnte.
Um präventive Maßnahmen zu ergreifen, bietet die Suchtberatungsstelle Ostalbkreis spezielle Programme für Jugendliche an, die Anzeichen von missbräuchlichem Konsum zeigen. Dazu gehören das Frühinterventionsangebot BAST I, ein Gruppenangebot mit Informations- und Beratungssitzungen, sowie ein Präventionskoffer für Schulen, mit dem die Risiken des Cannabiskonsums thematisiert werden.
Anlaufstellen zur Unterstützung
Im Ostalbkreis stehen verschiedene Anlaufstellen bereit, die Unterstützung für Betroffene und deren Angehörige bieten. Diese Beratungsstellen sind eine wichtige Hilfe, da Sucht eine Krankheit ist, die jeden treffen kann – unabhängig von Alter und gesellschaftlichem Status. Angeboten werden Prävention, ambulante Rehabilitation und spezielle Unterstützung für Familienmitglieder von Betroffenen.
- Beratung: Kostenfreie und anonyme Beratung für suchtkranke und suchtgefährdete Personen.
- Entgiftung/Motivation: Behandlungsmöglichkeiten im Haus der Gesundheit in Schwäbisch Gmünd, sowohl stationär als auch ambulant.
- Therapie: Möglichkeiten zur ambulanten Rehabilitation nach der Entgiftung.
- Selbsthilfe: Selbsthilfegruppen für Betroffene werden ebenfalls angeboten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz der Legalisierung Cannabis im Ostalbkreis nicht als Einstiegsdroge für härtere Substanzen fungiert. Die Furcht vor einer signifikanten Zunahme des missbräuchlichen Konsums scheint unbegründet, während Suchtberatungen ein unverzichtbares Element im Umgang mit Suchtproblemen bleiben. Die Entwicklungen in der Region zeigen, dass gezielte Prävention und offene Diskussionen über den Konsum notwendig sind, um die gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.