Invasive Ameisenart Tapinoma magnum: Gefahr für Baden-Württemberg!
Invasive Ameisenart Tapinoma magnum breitet sich im Rems-Murr-Kreis aus; Bürger können zur Forschung beitragen und Sichtungen melden.

Invasive Ameisenart Tapinoma magnum: Gefahr für Baden-Württemberg!
In Baden-Württemberg breitet sich die invasive Ameisenart Tapinoma magnum zunehmend aus. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, konnten bereits Sichtungen in Stuttgart sowie den Landkreisen Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr verzeichnet werden. Diese Art bildet sogenannte Superkolonien mit Millionen von Tieren und verdrängt damit die heimische Fauna. Neben ökologischen Schäden kann Tapinoma magnum auch bauliche und technische Infrastrukturen gefährden, warnen Experten.
Ein Forschungsprojekt, das in Zusammenarbeit mit den Naturkundemuseen Stuttgart und Karlsruhe durchgeführt wird und vom Umweltministerium Baden-Württemberg unterstützt wird, hat zum Ziel, die Ausbreitung dieser invasiven Ameise zu untersuchen. Dazu gehört die Erstellung eines qualitativ hochwertigen Referenzgenoms, das eine Identifizierung genetischer Marker ermöglichen soll. Diese Marker helfen dabei, den Invasionsursprung zu bestimmen und die Verbreitung über Mitteleuropa zu dokumentieren, berichtet die Seite des Naturkundemuseums Baden-Württemberg.
Sichtungen und Maßnahmen in den Städten
Die Stadtverwaltung Nürtingen hat bislang noch keine Meldungen über Sichtungen erhalten. In Esslingen hingegen wurden bereits Ameisen an einer Lärmschutzwand gesichtet, woraufhin die Stadt weitere Maßnahmen prüft. Auch in Winnenden wird die Situation beobachtet, aber bisher gibt es nur wenige bestätigte Sichtungen. In Hessigheim berichten Anwohner von umgegrabenen Gärten, weshalb Proben zur Überprüfung ins Naturkundemuseum Stuttgart gebracht werden.
Die Mitarbeiter des Naturkundemuseums geben den Bürgern Hinweise zur Erkennung von Tapinoma magnum. Auffällig ist, dass rund 90 Prozent der eingesandten Bilder und Exemplare nicht dieser Art entsprechen. Bei bestätigten Sichtungen wird empfohlen, die Gemeinden zu benachrichtigen und Nachbarn zu vernetzen, um ein koordiniertes Vorgehen zu ermöglichen.
Beteiligung von Bürgern und Zukunftsprognosen
Ein wesentliches Element des Forschungsprojekts ist die Einbindung von Bürgerwissenschaftlern. Die Bevölkerung wird dazu aufgefordert, Ameisenexemplare zu sammeln, deren Funde zu dokumentieren und zu melden. Damit sollen große geografische Bereiche in Baden-Württemberg abgedeckt werden. Gleichzeitig wird an einem Modell gearbeitet, das die zukünftige Ausbreitung von Tapinoma magnum vorhersagen soll. Dabei werden Umweltvariablen, Klimadaten und städtebauliche Planungen berücksichtigt, um potenzielle Risikogebiete zu identifizieren.
Die Forschungsergebnisse sollen in einem White Paper zusammengeführt werden, das Handlungsempfehlungen für Kommunen zur Erkennung und Eindämmung von Invasionen umfasst. Ein Leitfaden mit Bestimmungsschlüssel für die Bevölkerung ist ebenfalls in Arbeit. Auf einer Abschlusstagung werden die Projektergebnisse abschließend diskutiert, wobei Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft anwesend sein werden.
Die aktuellen Beobachtungen in Nürtingen, Esslingen, Winnenden und Hessigheim verdeutlichen, dass Tapinoma magnum ein ernstzunehmendes Problem darstellt, das kontinuierliche Aufmerksamkeit und Maßnahmen erfordert. Die Bevölkerung spielt eine entscheidende Rolle in der Identifikation und Kontrolle dieser invasiven Art, um die heimische Biodiversität zu schützen.