Tierquälerei im Hohenlohekreis: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kuhbetrieb!

Tierquälerei im Hohenlohekreis: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kuhbetrieb!

Bretzfeld, Baden-Württemberg, Deutschland - In Deutschland leben rund eine Million Rinder und Milchkühe in Anbindehaltung, einer Haltungsform, die in vielen Betrieben vor allem im Südwesten des Landes als gängige Praxis gilt. Diese Methode steht jedoch zunehmend in der Kritik, insbesondere seit die Tierschutzorganisation Aninova einen Rinderbetrieb im Hohenlohekreis wegen „Tierquälerei“ angezeigt hat. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen, was die Debatte um die Anbindehaltung weiter anheizt. Heute, am 18. Juni 2025, berichtet die Stuttgarter Nachrichten, dass die Tierschutzorganisation Aninova Bildmaterial veröffentlicht hat, das das leidvolle Dasein der Kühe dokumentiert.

Die Aufnahmen, die am 15. März 2025 in Bretzfeld, Hohenlohekreis, entstanden sind, zeigen rund 50 Kühe, die ganzjährig an Ketten im Stall gehalten werden. Jan Peifer, der Vorstandsvorsitzende von Aninova, äußerte, dass die Tiere sich nicht einmal umdrehen können. Diese erschreckenden Bedingungen wurden auch vom Veterinäramt Künzelsau bestätigt, welches „geringe- bis mittelgradige Mängel“ feststellte, darunter überlange Klauen bei einer Milchkuh. Der betroffene Landwirt hat gegen die Auflagen des Veterinäramtes Widerspruch eingelegt, und die Entscheidung darüber steht noch aus.

Kritik an der Anbindehaltung

Die Anbindehaltung ist nicht explizit verboten, sie verstößt jedoch laut den Tierschutzorganisationen gegen das Tierschutzgesetz, wenn sie erhebliche Schmerzen oder Leiden der Tiere verursacht. Diese Form der Tierhaltung war jahrzehntelang die kostengünstigste Möglichkeit und wird von etwa der Hälfte aller Höfe in Baden-Württemberg und Bayern praktiziert. Das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg erkennt die Problematik an und unterstützt Betriebe bei der Umstellung auf eine artgerechtere Haltung, doch die gesetzlichen Rahmenbedingungen bleiben unzureichend.

Die Molkerei Hohenlohe, die die Milch von dem beschuldigten Landwirt bezieht, hat beschlossen, vorerst keine Milch mehr anzunehmen. Diese Molkerei wirbt mit der Behauptung, ihre Kühe seien glücklich und nachhaltig gehalten, jedoch wird die Anbindehaltung in dieser Werbestrategie nicht erwähnt. Interessanterweise bezieht die Molkerei 85% ihrer Milch von anderen Betrieben, die in Haltungsstufe 3 (Frischluftzugang bis Weidehaltung) produzieren, was einen positiven Kontrast zur aktuellen Situation bietet.

Öffentliche Reaktionen und weitere Entwicklungen

In Österreich ist die ganzjährige Anbindehaltung seit fünf Jahren verboten, während in Deutschland seit langer Zeit immer wieder Bestrebungen angestoßen wurden, ein ähnliches Verbot zu erlassen. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte zuletzt ein solches Verbot ins Spiel gebracht, jedoch wurde es von seinem Nachfolger Alois Rainer gekippt. Diese Entscheidungen werden von Tierschutzorganisationen als unzureichend bewertet und schüren den Unmut über die Duldung der Anbindehaltung durch die Behörden.

Experten warnen vor den möglichen wirtschaftlichen Folgen, sollte eine konsequente Wende in der Landwirtschaft nicht eintreten. Das Landwirtschaftsministerium schätzt, dass viele kleine Höfe, vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen, aufgeben werden. Dies könnte zu einer Zunahme von Großkonzernen führen, was die ohnehin schon angespannte Situation in der Tierhaltung weiter verschärfen könnte.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Heilbronn, die auf die Strafanzeige von Aninova zurückgehen, haben das öffentliche Bewusstsein für die Missstände in der Anbindehaltung geschärft. Eine mögliche Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro könnte auf den Landwirt zukommen, sollte sich herausstellen, dass er gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Debatte um die Anbindehaltung und die daraus resultierenden Tierschutzfragen eine dringende Betrachtung erfordern. Während die Behörden und Betriebe um Lösungen ringen, bleibt abzuwarten, welche konkreten Veränderungen diese Situation letztlich herbeiführen wird.

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OrtBretzfeld, Baden-Württemberg, Deutschland
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