Trauer um Sadri Berisha: Politisches Versagen und rechtsextreme Gefahr

Trauer um Sadri Berisha: Politisches Versagen und rechtsextreme Gefahr
Ostfildern, Deutschland - Am 11. Juni 2025 erinnert die Stadt Ostfildern an den Mord an Sadri Berisha, der vor vielen Jahren von bekannten Skinheads verübt wurde. Die Hintergründe dieser Tat werfen ein Schattenlicht auf die Herausforderungen, denen sich die Gesellschaft noch immer gegenübersieht. Trotz der Schwere des Verbrechens stellte die Polizei zusammen mit dem Bürgermeister damals keinen politischen Motiv fest, was Martin Ulmer, ehemaliger Grünen-Stadtrat, als eklatantes Versagen der politischen Verantwortung kritisiert.
Ulmer, der in der Vergangenheit aufgrund von Gewalttaten gegen Ausländer einen Runden Tisch sowie einen Ausländer:innenbeirat gefordert hatte, fand keineswegs Unterstützung im Gemeinderat. Der damalige Versuch, die Familien der Täter vor öffentlicher Diffamierung zu schützen, wurde ebenfalls als problematisch angesehen. Sein Vorwurf eines Vollzugsdefizits der Polizei gilt sowohl für die Vergangenheit als auch für die gegenwärtigen Verhältnisse. Dies hat mit der beobachtbaren Normalisierung von Extremismus in der Gesellschaft zu tun.
Normalisierung von extremen Rechten
Die Normalisierung extremistischer Ansichten hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, wie auch in der Forschung festgestellt wird. Ein internationales Team von Wissenschaftler*innen am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) verfolgt seit Februar 2022 die Entwicklungen von rechtsextremen Bewegungen weltweit. Laut uni-bielefeld.de gewinnen solche Parteien und Bewegungen nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, Brasilien und Indien an Einfluss.
Die bevorstehende Abschlusskonferenz „Challenging Democracy“ am 16. und 17. Oktober am ZiF wird sich intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen. Renommierte Wissenschaftler*innen diskutieren die Herausforderungen, die diese Normalisierung der extremen Rechten für die Demokratie mit sich bringt. Professorin Dr. Paula Diehl, die eine der Gruppen leitet, hebt hervor, dass rechtsextremes Gedankengut besonders während der Corona-Pandemie zunehmend als normal empfunden wird.
Gesellschaftliche Reaktionen und Zukunftsperspektiven
Kryëziu-Krug, engagiert in der Initiative „Eltern gegen rechts“, äußert den Wunsch, dass Kinder nicht in Angst leben sollen. Diese gesellschaftliche Besorgnis wird durch Ulmers Anmerkungen über die Mängel an Zivilcourage und die Entpolitisierung der Gesellschaft untermauert. Die gesellschaftliche Resignation führt dazu, dass viele Menschen bei Bedrohungen durch die extreme Rechte wegschauen.
Die bevorstehenden Diskussionen an der Konferenz zielen nicht nur darauf ab, die bestehenden Probleme zu analysieren, sondern auch Widerstandsmechanismen in demokratischen Gesellschaften zu beleuchten. Dazu wird Professor Dr. Jan-Werner Müller einen öffentlicher Vortrag halten mit dem Titel „Right-Wing Populism’s Building Complex“. Journalist*innen sind eingeladen, die Entwicklungen zu berichten und aktiv an den Diskussionen teilzunehmen, um das öffentliche Bewusstsein zu schärfen.
Die Themen der Analyse umfassen nicht nur die politischen Herausforderungen, sondern auch die Auswirkungen auf das kollektive Gedächtnis und die Identitätspolitik. In Anbetracht der offensichtlichen Normalisierung extremistischer Ideologien ist es dringlich, sowohl politisch als auch gesellschaftlich Maßnahmen zu ergreifen, um ein sicheres und tolerantes Umfeld zu gewährleisten.
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Ort | Ostfildern, Deutschland |
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