Mehr als zwei Drittel der Deutschen meiden Nachrichten: Was steckt dahinter?

Der Reuters Digital News Report 2025 zeigt: 71% der Deutschen meiden Nachrichten, vor allem wegen negativer Stimmungseinflüsse.
Der Reuters Digital News Report 2025 zeigt: 71% der Deutschen meiden Nachrichten, vor allem wegen negativer Stimmungseinflüsse. (Symbolbild/MS)

Mehr als zwei Drittel der Deutschen meiden Nachrichten: Was steckt dahinter?

Waiblingen, Deutschland - Der «Reuters Institute Digital News Report 2025» zeigt alarmierende Trends in der Nachrichtenaufnahme der deutschen Internetnutzer. Laut dem Bericht, dessen Ergebnisse am 17. Juni 2025 in Hamburg veröffentlicht wurden, vermeiden 71% der Onlinenutzer aktiv Nachrichten. Dies ist ein Anstieg von 69% im vergangenen Jahr. Die Gründe für diese Nachrichtenvermeidung sind vielschichtig. Ein zentrales Motiv ist die Befürchtung, dass Nachrichten die eigene Stimmung negativ beeinflussen; 48% der Befragten geben dies als Hauptgrund an.

Besonders auffällig ist die Erschöpfung durch die Berichterstattung über Kriege und Konflikte. 39% der Nachrichtenvermeider fühlen sich von der Menge an solchen Berichten überfordert. Die Medienforscherin Julia Behre hebt hervor, dass das Meiden von Nachrichten nicht den völligen Verzicht auf Informationsaufnahme bedeutet, sondern oft eine selektive Auswahl von Themen und Quellen ist.

Demografische Unterschiede in der Nachrichtenvermeidung

Das Verhalten der Nachrichtenvermeider variiert stark zwischen den Altersgruppen. Ältere Personen, insbesondere im Alter von über 55 Jahren, geben häufiger zu, dass sie die Berichterstattung über Konflikte als zu umfassend empfinden; hier sind es 49%. Im Gegensatz dazu empfinden jüngere Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren Nachrichten häufig als irrelevant für ihr Leben (19%) oder sind von der Menge an Berichten erschöpft (43%).

Trotz dieser Tendenzen am Nachrichtenmarkt bleibt das allgemeine Interesse an Nachrichten stabil. 55% der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland sind stark an Nachrichten interessiert, und 91% konsumieren diese mehr als einmal pro Woche, ein leichter Anstieg im Vergleich zu 89% im Jahr 2024. Co-Autor Sascha Hölig betont, dass die Vermeidung von Nachrichten oft aus einem Bedürfnis nach Selbstschutz geschieht, um das mentale Wohlbefinden zu wahren.

Vertrauen in Nachrichtenquellen

Die Ergebnisse der Studie belegen auch ein hohes Vertrauen in Nachrichten in Deutschland, wobei 45% der erwachsenen Online-Bevölkerung dem Großteil der Nachrichten Vertrauen entgegenbringen. Öffentlich-rechtliche Nachrichten sowie Lokal- und Regionalzeitungen genießen dabei das größte Ansehen. Allerdings fühlen sich 54% der Befragten unwohl, wenn es um KI-generierte Nachrichten geht. 34% akzeptieren hingegen Nachrichten, die mit Unterstützung von KI, aber größtenteils von menschlichen Journalisten erstellt wurden.

Im Hinblick auf die genutzten Nachrichtenquellen zeigen die Daten, dass soziale Medien eine bedeutende Rolle spielen. 66% der erwachsenen Online-Bevölkerung konsumieren mindestens einmal pro Woche Nachrichten im Internet, wobei 33% soziale Medien als Hauptquelle angeben. Besonders unter den 18- bis 24-Jährigen sind die sozialen Plattformen sehr beliebt; hier nutzen 50% diese für Nachrichten. Die wichtigsten Plattformen sind YouTube, WhatsApp und Facebook, gefolgt von Instagram, das von 29% der jungen Menschen regelmäßig genutzt wird.

Trotz des wachsenden Vertrauens in bestimmte Nachrichtenquellen sehen 57% der Befragten TikTok als besonders gefährlich für die Verbreitung von Falschmeldungen an. Diese Bedenken gegenüber sozialen Medien verstärken die ohnehin bestehenden Trends der Nachrichtenvermeidung.

Details
OrtWaiblingen, Deutschland
Quellen