Zwischen Vorurteil und Verständnis: Elfers erkundet Erfurts Spaltung

Journalistin Lena Elfers erforscht Vorurteile und Ängste in Erfurt-Herrenberg während eines Praktikums in einer Geflüchteten-Unterkunft.
Journalistin Lena Elfers erforscht Vorurteile und Ängste in Erfurt-Herrenberg während eines Praktikums in einer Geflüchteten-Unterkunft. (Symbolbild/MS)

Zwischen Vorurteil und Verständnis: Elfers erkundet Erfurts Spaltung

Herrenberg, Deutschland - Journalistin Lena Elfers hat sich auf ein bemerkenswertes Experiment begeben: Sie reist nach Erfurt, Thüringen, um für zehn Tage in einer Umgebung zu leben, in der die extrem rechte AfD bei der letzten Bundestagswahl eine absolute Mehrheit erzielte. Ihr Ziel ist es, Gespräche mit den Anwohnern im Stadtteil Herrenberg zu führen, wo fast 50% der Wähler dieser Partei ihre Stimme gaben, und gleichzeitig die Lebensrealität von Geflüchteten zu erkunden, die in der Unterkunft von Monika Fiege untergebracht sind. Fiege, die die Unterkunft betreibt, äußert sich kritisch über die Geflüchteten, die ihrer Meinung nach nicht zur Gesellschaft beitragen und auf Staatskosten leben. Dies führt zu einer inneren Unsicherheit bei Elfers, die sich in dieser durch die politische Lage gespaltenen Region bewegt.

In der Unterkunft hat sie die Gelegenheit, mit Geflüchteten zu sprechen. Egosha, ein Nigerianer, berichtet von der Ablehnung, die er aus der Gesellschaft erfährt, während die Syrierin Seba betont, dass viele Geflüchtete lernwillig sind und arbeiten möchten. Unter den Anwohnern gibt es ebenfalls besorgniserregende Äußerungen. Senioren am Herrenberg teilen ähnliche Ansichten über Geflüchtete. Eine Anwohnerin, Miri, sieht in Männern das Hauptproblem, und nicht unbedingt in den Migranten selbst. Diese Spannungen spiegeln sich deutlich wider, wenn die Anwohner, viele ohne Migrationshintergrund, Angst äußern und von einem Verlust ihres Heimatgefühls berichten.

Einblicke in das Leben der Geflüchteten

Während ihres Aufenthalts führt Lena Elfers zahlreiche Aktivitäten durch, um eine Verbindung zu den Menschen zu schaffen. Sie bemalt Ostereier mit der Hausgemeinschaft eines Plattenbaus und dreht sogar einen Zombie-Film mit geflüchteten Kindern. Diese persönlichen Begegnungen sind fordernd, einige Menschen haben Vorurteile und sehen Migranten pauschal als „kriminelle Ausländer“. Elfers hat die Aufgabe, diese unterschiedlichen Perspektiven zu verstehen und zu dokumentieren, während sie gleichzeitig Behördengänge und Arztbesuche mit den Geflüchteten erledigt.

In der Rückschau zeigt Elfers auf, wie unterschiedlich die politischen Ansichten in Ostdeutschland und insbesondere in Erfurt geprägt sind. Die Reportage trägt den Titel „Ausländer kriminell, Ossis rassistisch?“ und ist Teil des Formats „Y-Kollektiv“, das seit 2016 produziert wird. Der MDR steuert seit 2024 regelmäßig Reportagen zu diesem Format bei. Das zentrale Anliegen der Reportage ist es, zu untersuchen, wie ein Miteinander in einer gespaltenen Gesellschaft möglich sein kann.

Am Ende reflektiert Elfers über die Zerrissenheit der politischen Ansichten in der Region und zeigt auf, wie die aktuelle politische Radikalisierung alltägliche Beziehungen beeinflusst. Ihre Erfahrungen in Erfurt verdeutlichen die Herausforderungen, die entwurzelte Gemeinschaften und Migranten in ihrer Interaktion miteinander bewältigen müssen.

Mit dieser Reportage, die im Auftrag des MDR produziert wurde, gewährt Elena einen eindrücklichen Einblick in ein prägendes Thema der heutigen Zeit: die Spannungen zwischen Ablehnung und Annäherung in einer gesellschaftlich gespaltenen Landschaft. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Dynamiken in Zukunft weiterentwickeln werden.

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OrtHerrenberg, Deutschland
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