Stuttgart steigert Radverkehr: Doch das Wachstum bleibt schwach!

In Stuttgart-Süd stieg der Radverkehrsanteil, während der Schwerlastverkehr einen historischen Tiefstwert erreichte.
In Stuttgart-Süd stieg der Radverkehrsanteil, während der Schwerlastverkehr einen historischen Tiefstwert erreichte. (Symbolbild/MS)

Stuttgart steigert Radverkehr: Doch das Wachstum bleibt schwach!

Stuttgart-Süd, Deutschland - In Stuttgart wurde in den letzten Jahren viel in die Radinfrastruktur investiert. Trotz der Schaffung zahlreicher neuer Radrouten verzeichnet der Radverkehr jedoch nur einen marginalen Anstieg. Laut Stuttgarter Nachrichten stieg der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr von 8 % auf 9 %. Dies spiegelt sich in einer breiten Erhebung wider, die seit 1968 zum Verkehrsverhalten in Stuttgart durchgeführt wird. Die Umfrage umfasste etwa 3000 Haushalte und erbrachte auch wichtige Daten bezüglich des Umweltschutzes und der Verkehrsmittelverlagerung.

Der Verkehr in Stuttgart weist interessante Veränderungen auf, darunter einen historischen Tiefstwert beim Schwerlastverkehr. Insbesondere der Anteil des Umweltverbunds, zusammengesetzt aus Rad-, Fußgänger- und öffentlichem Nahverkehr, stieg von 60 % auf 64 %. Besonders auffällig ist der Anstieg der Fußgänger, deren Anteil von 29 % auf 32 % anwuchs. Dies deutet auf eine Verschiebung in der Wahrnehmung und Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel hin.

Stagnation bei öffentlichen Verkehrsmitteln

obwohl der Anteil der umweltfreundlichen Verkehrsmittel steigt, stagnierte die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Dies geschah trotz Streckensperrungen und Verspätungen. Die Stuttgarter Straßenbahnen AG genießt eine hohe Wertschätzung von 92 %. Man könnte annehmen, dass die Störungen den Nahverkehr negativ beeinflussen würden. Dennoch bleibt der Autoverkehr weiterhin auf dem während der Pandemie gesunkenen Niveau.

Die Cannstatter Straße, ein wichtiger Verkehrsweg, verzeichnet im Durchschnitt rund 80.000 Fahrzeuge pro Tag. Die Nord-Süd-Verbindung hat seit 2013 sogar einen Rückgang von 20.000 Fahrzeugen erfahren. Eine Umgestaltung der B14 im Zuge des Baus des neuen Nesenbachkanals wird bis 2026 erwartet, was weitere Veränderungen im Verkehrsgeschehen mit sich bringen könnte.

Potential des Radverkehrs in Deutschland

Trotz der relativ geringen Zuwächse des Radverkehrs in Stuttgart zeigen nationale Studien, dass der Radverkehr in deutschen Städten erhebliches Potenzial birgt. Experten schätzen, dass in Ballungsgebieten bis zu 30 % der PKW-Fahrten auf den Radverkehr verlagert werden könnten, wie das Umweltbundesamt anmerkt. In Vorzeigestädten wie Kopenhagen und Münster übersteigt der Radverkehrsanteil bereits 39 %, während in Stuttgart noch viele Hürden zu bewältigen sind.

Die Förderung des Radverkehrs wird als essentielle Aufgabe für die Verbesserung der Luftqualität und der urbanen Mobilität angesehen. Die politischen Initiativen, wie der Nationale Radverkehrsplan (NRVP), zielen darauf ab, Deutschland in ein attraktives Fahrradland zu verwandeln. Diese Vision soll positive Effekte auf Umwelt, Gesundheit und das Stadtbild haben, wobei auch der Verkehrsbereich, der 2023 über 22 % der bundesweiten Treibhausgasemissionen verantwortete, entlastet werden soll.

Herausforderungen und Chancen

Laut einer Studie des Fraunhofer ISI ist die Infrastrukturqualität entscheidend für die Nutzung des Fahrrads. Der Aufbau eines durchgängigen Radnetzes, moderne Fahrradabstellanlagen und attraktive Serviceangebote sind notwendig, um die Nutzung des Radverkehrs zu erhöhen. In Städten mit gut ausgebauten Radwegen und der Verknüpfung von Radverkehr mit öffentlichem Nahverkehr sind die Radanteile signifikant höher.

Gesundheitsvorteile sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen: Radfahren kann die Lebenserwartung um bis zu 14 Monate erhöhen. Zudem tragen Radfahrende zur Verringerung von Luftschadstoffen bei, die Hauptverursacher des Straßenverkehrs sind. Diese Faktoren müssen in künftigen Verkehrsplanungen weiter berücksichtigt werden, um Stuttgarts Radverkehr zu stärken und die Stadt nachhaltig zu gestalten.

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OrtStuttgart-Süd, Deutschland
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