Unternehmen im Rems-Murr-Kreis zweifeln an Zukunft: Wird umgesiedelt?
Umfrage zeigt wachsende Bedenken der Unternehmen im Rems-Murr-Kreis über Standortbedingungen und Fachkräftemangel.

Unternehmen im Rems-Murr-Kreis zweifeln an Zukunft: Wird umgesiedelt?
Im Rems-Murr-Kreis zeichnen sich besorgniserregende Trends für die lokale Wirtschaft ab. Eine aktuelle Umfrage der IHK Bezirkskammer Rems-Murr zeigt, dass viele Unternehmen die Standortbedingungen zunehmend kritisch bewerten. Der Anteil der Betriebe, die eine Erweiterung am bisherigen Standort planen, ist von 29 % im Jahr 2022 auf lediglich 23 % gesunken. Gleichzeitig ist die Bereitschaft, den Standort ins Ausland zu verlagern, gestiegen – von 3 % auf 5 % der befragten Unternehmen. Allen voran wird der langsame Fortschritt beim Glasfaserausbau als ernsthaftes Hindernis für die Unternehmen wahrgenommen, die dies als sehr wichtig erachten für ihre zukünftige Entwicklung.
Präsident Claus Paal der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr stellte die Umfrageergebnisse vor und erläuterte, dass die Unternehmen im Kreis mit mehreren Krisen konfrontiert sind. Diese Herausforderungen beinhalten den Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise sowie geopolitische Unsicherheiten. Von den 310 Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, stammen etwa 25 % aus der Industrie, 17 % aus dem Handel und 10 % aus dem Handwerk. Die Umfrage wurde zwischen dem 27. Juni und dem 15. Juli durchgeführt und zeigt, dass die Zufriedenheit mit der digitalen Infrastruktur, insbesondere der Breitbandanbindung und des Mobilfunknetzes, als unzureichend beurteilt wird.
Wichtigste Standortfaktoren und Herausforderungen
Bei der Befragung zur Zufriedenheit mit Standortfaktoren gab es durchweg negative Rückmeldungen. Während über 43 % der Unternehmen mit der Breitbandanbindung zufrieden waren, fiel die Zufriedenheit mit dem Mobilfunknetz noch schlechter aus. Die wichtigsten Standortfaktoren haben sich verändert: Anstelle der Arbeitskosten rangiert jetzt die Energieversorgung als drittwichtigster Faktor. Nur 13 % der Befragten waren sehr zufrieden mit der Energieversorgung, 43 % äußerten eine eher positive Bewertung.
Die IHK hat auch die steigenden Immobilienpreise und die Bürokratie als große Hinderungsfaktoren für die Unternehmensentwicklung identifiziert. Mehrere Unternehmen berichteten von monatelangen Wartezeiten auf Genehmigungen, was die Expansion behindert. Paal äußerte deutliche Bedenken bezüglich der aktuellen Lage und den Existenzängsten vieler Unternehmer. Auch der Fachkräftemangel wird als zentrales Entwicklungsproblem betrachtet.
Zukunftsperspektiven und Unterstützung
Knapp 30 % der befragten Unternehmen planen, in den nächsten fünf Jahren zu expandieren, während 8 % eine Verlagerung des Standorts in Erwägung ziehen und 7 % eine Geschäftsaufgabe anstreben. Obwohl 50 % keine Veränderungen planen, bleibt die Standortqualität ein entscheidendes Kriterium für zukünftige Entscheidungen. Pessimistische Einschätzungen könnten jedoch zunehmen, wenn die negativen Faktoren wie Fachkräftemangel nicht durch die positiven Aspekte ausgeglichen werden können.
Zur weiteren Unterstützung der Unternehmen plant die IHK, Bürgerbeteiligung bei größeren Entwicklungsvorhaben zu fördern und Kooperationen mit Hochschulen zu intensivieren. In Anbetracht der Marktentwicklung und der demografischen Herausforderungen wird eine Anpassung der Strategien im Fachkräftemonitoring als notwendig erachtet. Das Monitoring des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) analysiert dabei die zukünftigen Arbeitsmarktströme und identifiziert Engpassberufe in verschiedenen Branchen, um gezielt auf den Fachkräftemangel reagieren zu können.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Rems-Murr-Kreis vor großen Herausforderungen steht, die sowohl lokale Unternehmen als auch die Wirtschaft insgesamt betreffen. Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen und zur Fachkräftesicherung sind dringend erforderlich, um die Zukunftsfähigkeit der Region zu gewährleisten.
Für weitere Informationen zu den Ergebnissen der Umfrage lesen Sie ZVW und BKZ. Mehr zur Fachkräftesituation und Arbeitsmarktanalysen bietet das BMAS.