Künstlerische Krise: Anne-Sophie Mutter sagt Konzert im Herkulessaal ab
Am 16. Juni 1985 sagt die Geigerin Anne-Sophie Mutter ein Konzert im Herkulessaal München ab, was für Aufregung sorgt.

Künstlerische Krise: Anne-Sophie Mutter sagt Konzert im Herkulessaal ab
Am 16. Juni 1985 erlebte der Herkulessaal in München einen denkwürdigen Auftritt, als die gefeierte Geigerin Anne-Sophie Mutter eine für sie außergewöhnliche Entscheidung traf. Nach intensiven Proben mit den Münchner Philharmonikern sagte sie den abendlichen Auftritt aus künstlerischen Gründen ab. Laut BR-Klassik steckte hinter dieser Entscheidung ein Konflikt mit dem Dirigenten Sergiu Celibidache, der ein langsames, nordisches Tempo für das Adagio im Sibelius-Violinkonzert verlangte. Diese Vorgabe führte zu einem Eklat, denn Mutter fühlte sich mit dem Konzept überfordert und äußerte später, dass sie in der Situation keinen Spannungsbogen aufbauen konnte und sich unwohl fühlte.
Der Unmut des Publikums über die kurzfristige Absage und das geänderte Programm, das schließlich Haydns „Militär-Symphonie“ umfasste, war spürbar. Kritiker Albrecht Röseler bemerkte, dass das Ersatzprogramm die Enttäuschung der Zuhörer nicht minderte. Anne-Sophie Mutter bereute ihre Absage jedoch nicht; in ihren Augen war es ein Moment des Respekts von Celibidache. Diese Absage blieb die einzige, zu der sie sich je gezwungen sah, und sie kehrte erst nach der Ära des Dirigenten als Solistin zurück.
Reflektionen über künstlerische Herausforderungen
Die Erlebnisse von Anne-Sophie Mutter in München sind in den nachfolgenden Jahren nicht in Vergessenheit geraten. Eine ihrer späteren Aufführungen, wie sie von MusicWeb dokumentiert wurde, begann mit den Violin-Konzerten von Alban Berg und Jean Sibelius. Diese Auftritte wurden verschiedentlich bezüglich ihres Charakters und ihrer Stimmung beschrieben. Während die Berg-Aufführung insgesamt für Enttäuschungen sorgte und emotionale Tiefen vermissen ließ, war die Sibelius-Performance voller Ausdruckskraft.
Mutter erzeugte in der Sibelius-Aufführung eine nahezu stählerne Klangfarbe, die perfekt zur virtuosen Herausforderung des Stücks passte. Die Darstellung des langsamen Satzes war von einer schönen Phrasierung geprägt, während der finale Satz durch eine beeindruckende, tanzende Bewegung bestach. Hier zeigte sich Musikwissenschaft auf höchstem Niveau und eine Hingabe, die dem Publikum unvergessliche Momente bescherte.
Die Magie der Live-Aufführung
Das Konzert konnte nicht nur durch die Darbietung von Mutter selbst überzeugen; auch die Orchesterleitung von Kurt Masur verlieh dem Abend zusätzliche Intensität. Eine Suite aus Prokofievs „Romeo und Julia“, die Masur dirigierte, beeindruckte durch die kraftvollen und eindrucksvollen Klänge der Montagues und Capulets.
Die insgesamt stärkende Wirkung der Aufführung wurde bei der „Balcony Scene“ spürbar, die von den LSO-Streichern eine herzzerreißende Leidenschaft erweckte.
Mutter und Masur finden sich nun, nach Jahren intensiver musikalischer Engagements, wieder in den Programmankündigungen für Veranstaltungen wie „Back to the Future“, die am 5. und 7. Mai 2025 mit Anne-Sophie Mutter und Kurt Masur umfassen werden.
Diese Rückkehr, die das Publikum erwartet, steht im Zeichen der Herausforderungen, die jede Künstlerin möglicherweise durchlebt. Die Symphony, die es Anne-Sophie Mutter einst erschwerte, auf der Bühne zu stehen, ist nun Teil ihrer künstlerischen Reise, die sie weiterhin bereichert.