Stolpersteine des Vergessens: Rudersberg gedenkt der Zwangsarbeiterinnen

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Am 26.05.2025 wurde in Rudersberg eine Stolperschwelle zur Erinnerung an über 3.000 Frauen, die im NS-Lager Zwangsarbeit leisteten, verlegt.

Am 26.05.2025 wurde in Rudersberg eine Stolperschwelle zur Erinnerung an über 3.000 Frauen, die im NS-Lager Zwangsarbeit leisteten, verlegt.
Am 26.05.2025 wurde in Rudersberg eine Stolperschwelle zur Erinnerung an über 3.000 Frauen, die im NS-Lager Zwangsarbeit leisteten, verlegt.

Stolpersteine des Vergessens: Rudersberg gedenkt der Zwangsarbeiterinnen

Am 26. Mai 2025 fand in Rudersberg eine bewegende Gedenkfeier anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des dortigen Arbeitserziehungslagers (AEL) statt. Im Rahmen dieser Feier verlegte der Künstler Gunter Demnig eine Stolperschwelle, um an die tausenden Frauen zu erinnern, die während des Nationalsozialismus in diesem Lager zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Historikerin Sonja-Maria Bauer berichtete, dass über 3.000 Frauen in dem von der Gestapo betriebenen Lager inhaftiert waren, welches zwischen 1942 und 1945 als Zwangsarbeitsstätte fungierte.

Die „Zur Ritterburg“ genannte Gaststätte wurde in ein Arbeitserziehungslager umgewandelt, wo die Frauen unter harten Bedingungen in der Landwirtschaft, im Handwerk und in kriegswichtigen Betrieben arbeiten mussten. Viele von ihnen litten unter Misshandlungen, mangelhafter Hygiene und wenig Essen. Trauriger Höhepunkt war, dass einige Frauen aus dem Lager in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden. Zwei junge Frauen starben aufgrund der Misshandlungen, die sie im Lager erlitten hatten.

Erinnerung und Aufarbeitung

Die Gedenkfeier umfasste auch das Vorlesen der Namen inhaftierter Frauen durch Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums Rudersberg. Die Stolperschwelle wurde in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Arbeitserziehungslager verlegt und soll das Andenken an die Opfer wachhalten. Gunter Demnig ist bekannt für die Schaffung und Verlegung von Stolpersteinen und Stolperschwellen in vielen Kommunen, um den Mordopfern des Faschismus und deren Überlebenden zu gedenken. Bislang hat er in etwa 1.200 Kommunen Stolpersteine und Stolperschwellen verlegt, und er ist derzeit auch aktiv in der Region Stuttgart, darunter in Esslingen, Sindelfingen und Bietigheim-Bissingen.

Arbeitserziehungslager wie das in Rudersberg wurden von der Gestapo ab 1940 zur Disziplinierung und Umerziehung von Andersdenkenden und ausländischen Zwangsarbeitern eingerichtet. Historisch betrachtet gab es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 200 solcher Lager im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten, in denen rund 500.000 Menschen leideten. Die Häftlinge waren häufig willkürlicher Inhaftierung ausgesetzt, oft ohne klare Haftgründe. Die Lebensbedingungen variierten stark und führten zu zahlreichen Todesfällen und psychischen Traumatisierungen.

Kontext der Zwangsarbeit

Die Zwangsarbeit im Rahmen des nationalsozialistischen Regimes wurde durch den Mangel an Arbeitskräften während des Zweiten Weltkriegs notwendig. Um ihre Kriegswirtschaft aufrechtzuerhalten, wurden seit 1940 Männer und Frauen aus den von Nazi-Deutschland überfallenen Ländern gezwungen, in der deutschen Wirtschaft zu arbeiten. Ausländische Arbeitskräfte machten mehr als ein Viertel der Beschäftigten in vielen Betrieben aus, wobei die Bedingungen für Ostarbeiter und Polen besonders diskriminierend waren.

Insgesamt litten viele Zwangsarbeiter unter einem strengen Repressions- und Kontrollapparat, der ihr tägliches Leben prägte. Überfüllte Unterkünfte und unzureichende Verpflegung waren an der Tagesordnung. Die nach dem Krieg begonnene Entschädigungs-Debatte für die Opfer der Zwangsarbeit dauerte bis zu 65 Jahre an und förderte eine umfassende Aufarbeitung der verheerenden Folgen dieser Beschäftigungspraktiken.

Die Stolperschwelle in Rudersberg ist somit nicht nur ein Mahnmal, sondern auch ein Schritt zur historischen Aufarbeitung und zur Erinnerung an die vielen Frauen, die in diesem Lager ihr Leben und ihre Würde verloren haben. Es bleibt von entscheidender Bedeutung, die Erinnerung an diese Geschehnisse wachzuhalten, damit solche Unrechtsysteme niemals wiederholt werden.

Für mehr Informationen über die Hintergründe der Arbeitserziehungslager und die Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, können Sie die folgenden Links besuchen: SWR, Wikipedia, bpb.