Ulm auf der Endlager-Shortlist: Risiko oder Chance für die Region?

Ulm könnte als möglicher Standort für ein deutsches Endlager für Atommüll in Betracht gezogen werden. Informationen zur Veranstaltung des BASE.
Ulm könnte als möglicher Standort für ein deutsches Endlager für Atommüll in Betracht gezogen werden. Informationen zur Veranstaltung des BASE. (Symbolbild/MS)

Ulm auf der Endlager-Shortlist: Risiko oder Chance für die Region?

Ulm, Deutschland - Am 6. Juni 2025 fand in Ulm eine Informationsveranstaltung des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) statt. Der Präsident des BASE, Christian Kühn, hob die Bedeutung dieser Veranstaltung hervor, in der die Möglichkeit erörtert wurde, dass Ulm als geeigneter Standort für ein deutsches Endlager für radioaktive Abfälle ins Spiel kommen könnte. Kühn betonte, dass Ulm mit seinem Untergrund aus Opalinus-Gestein geologische Voraussetzungen für ein Endlager erfüllt. Das Ziel des Bundesamtes ist es, bis Ende 2027 den Kreis der in Betracht gezogenen Gebiete erheblich zu reduzieren, wobei Nach Kühns Einschätzung möglicherweise nur noch sechs Regionen für den Bau eines Endlagerstollens in Frage kommen könnten.

Die Auswahl eines Standorts für das Endlager ist Teil eines umfassenden Prozesses, der die Bevölkerung kontinuierlich informieren soll. In der Vergangenheit gab es bereits Widerstände gegen ein Endlager in der Region, insbesondere von Seiten der Bürgermeister und Umweltschützer. Der Bodenseeraum wird voraussichtlich aus dem Suchfenster ausgeschlossen. Seismische Aktivitäten gelten als wichtiges Ausschlusskriterium bei der Standortbewertung, während der Bundestag das letzte Wort bei der Standortsuche hat. Die geplanten Phasen der Standortuntersuchung umfassen sowohl oberirdische als auch unterirdische Eignungsprüfungen. Eine endgültige Entscheidung über den Endlagerort wird erst um die Mitte des Jahrhunderts fallen, wobei etwa 2050 angepeilt wird.

Aktuelle Situation der Atommülllagerung

In Deutschland lagern derzeit rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiven Atommüll, hauptsächlich in Zwischenlagern. Der Betrieb des Kernkraftwerks Gundremmingen wurde Ende 2021 eingestellt, dennoch bleibt der gefährliche Abfall weiterhin ein drängendes Problem. Das Standortauswahlgesetz von 2013 soll bei der Suche nach geeigneten Endlagerstandorten mehr Transparenz und Wissenschaftlichkeit gewährleisten. Ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass Finnland und Schweden in dieser Hinsicht bereits deutlich weiter fortgeschritten sind.

Die Region um Ulm hat sich jedoch als mögliches Endlager im Rennen gehalten, unter anderem dank des Vorkommens von Opalinuston. Uli Brenner und Petra Semet, Mitglieder des „Forums Gemeinsam gegen das Zwischenlager“, engagieren sich aktiv für eine transparente und wissenschaftlich fundierte Endlagersuche. Brenner wurde bereits durch einen Vortrag über die Folgen der Atomkraft sensibilisiert, während Semet die Möglichkeit, dass ein Endlager in der eigenen Region entstehen könnte, grundsätzlich akzeptiert, sofern die wissenschaftlichen Untersuchungen dies belegen. Beide betonen jedoch, dass mehr Informationen und Gespräche notwendig sind, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.

Wirtschaftliche Überlegungen

Eine Etablierung eines Endlagers in der Region könnte potenziell auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen, einschließlich der Schaffung von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen. Dennoch bleibt der Gedanke an die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der Castorbehälter, die in bestehenden Zwischenlagern wie dem in Gundremmingen gelagert sind, ein besorgniserregendes Thema. Die Genehmigung für das Zwischenlager Gundremmingen läuft 2046 aus, und es wird erwartet, dass der Atommüll bis weit ins 21. Jahrhundert hinein benötigt wird.

Insgesamt steht die Entscheidung um das Endlager in Ulm vor zahlreichen Herausforderungen und vielschichtigen Bedenken, sowohl aus der Bevölkerung als auch aus der politischen Ecke. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ulm die einzige Option in Baden-Württemberg bleibt, wird durch die laufenden geologischen und sicherheitstechnischen Untersuchungen weiter beleuchtet. Bisherige Abstimmungen und Entwicklungen in der Endlagersuche zeigen, wie wichtig es ist, die Öffentlichkeit von Anfang an in diesen Prozess einzubeziehen.

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OrtUlm, Deutschland
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