Neuer Arbeitszeitplan: Gefahr für Familien oder Chance auf Flexibilität?

Sachsenheim diskutiert Reformen zur Arbeitszeit. Ziel: bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Diskussion am 30.05.2025.
Sachsenheim diskutiert Reformen zur Arbeitszeit. Ziel: bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Diskussion am 30.05.2025. (Symbolbild/MS)

Neuer Arbeitszeitplan: Gefahr für Familien oder Chance auf Flexibilität?

Sachsenheim, Deutschland - In Deutschland wird die Diskussion über die Arbeitszeitregelungen zunehmend intensiver. Im aktuellen Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass hohe Standards im Arbeitsschutz beibehalten werden sollen. Wichtige Aspekte wie die Freiheit der Beschäftigten, ohne Zwang zu längeren Arbeitszeiten zu arbeiten, stehen dabei im Fokus. Dennoch bringt eine neue Analyse von Bietigheimer Zeitung einige Herausforderungen an Licht, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betreffen. So wird betont, dass Vorhersehbarkeit und Planbarkeit der Arbeitszeiten entscheidend für die Balance zwischen Berufs- und Familienleben sind.

Eine Umfrage von YouGov zeigt, dass 38 Prozent der Befragten die Pläne unterstützen, eine wöchentliche Höchstarbeitszeit festzulegen. Dies könnte bedeuten, dass Beschäftigte in der Lage wären, viermal zehn Stunden zu arbeiten und dadurch längere Wochenenden zu genießen. Gleichzeitig warnen die Autoren der HSI-Analyse, dass eine solche Regelung vor allem für Frauen zu einem Rückgang der Erwerbsarbeit führen könnte. Die durchschnittliche Arbeitszeit der Beschäftigten hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, von durchschnittlich 1.478 Stunden im Jahr 1991 auf etwa 1.295 Stunden im Jahr 2023.

Familie und Beruf im Gleichgewicht

Die Herausforderungen, vor denen berufstätige Eltern — insbesondere Mütter — stehen, sind enorm. Neben der täglichen Arbeit müssen sie häufig auch familiäre Verpflichtungen erfüllen, eine Balance herzustellen ist für Alleinerziehende und pflegende Angehörige besonders schwer. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weist auf die komplexe Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit hin und erforscht unter anderem, wie kinderfreundliche Arbeitszeiten gestaltet werden können.

Die Forschungsarbeiten des IAB befassen sich mit Themen wie der Erwerbsbeteiligung von Müttern und Vätern sowie der Betreuung und Pflege von Angehörigen. Die Ergebnisse zeigen klar, dass ein flexibles Arbeitsumfeld, das die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützt, von größter Bedeutung ist.

Flexible Arbeitszeiten und ihre Konsequenzen

Eine Reform der Arbeitszeitgesetzgebung wird als notwendig erachtet, um eine wöchentliche Höchstarbeitszeitgrenze anstelle einer täglichen festzulegen. Während Gewerkschaften und verschiedene politische Parteien, darunter die Grünen, SPD, Linken, Arbeitgeberverbände, CDU und FDP, flexible Arbeitszeiten fordern, wird die Annahme, dass diese Flexibilität für weibliche Beschäftigte von Vorteil ist, als irreführend wahrgenommen, so berichtet das WSI.

Die Autoren des WSI warnen jedoch vor dem Risiko, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefährdet werden könnte, wenn es keine klaren Regelungen zur Einhaltung von Arbeitszeitgrenzen gibt. Flexible Arbeitszeiten könnten zu einer höheren Arbeitsbelastung führen und besonders Frauen in eine schwierige Lage bringen. Es wird gefordert, dass die Einhaltung solcher Regelungen im Interesse der Beschäftigten und auf freiwilliger Basis erfolgen muss.

Die Aufgaben der neuen Bundesregierung sind klar: Sie muss die Arbeitszeitsouveränität der Beschäftigten stärken und Projekte zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorantreiben. Dies schließt die Umsetzung des EuGH-Urteils zur Arbeitszeiterfassung in Deutschland sowie Maßnahmen zur Förderung partnerschaftlicher Arbeitsteilung bei der Kinderbetreuung ein.

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OrtSachsenheim, Deutschland
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