Glasfaser-Ausbau in Baden-Württemberg: Wer bleibt im Internet-Hinten?
Glasfaser-Ausbau in Baden-Württemberg: Wer bleibt im Internet-Hinten?
Main-Tauber-Kreis, Deutschland - In Baden-Württemberg herrscht eine erhebliche Diskrepanz beim Glasfaserausbau. Während deutschlandweit 35,69% der Haushalte über einen Glasfaseranschluss verfügen, liegt dieser Anteil im südwestlichen Bundesland nur bei 22,59% (Stand Juni 2024). Tagesschau berichtet, dass Baden-Württemberg somit im bundesweiten Vergleich den letzten Platz belegt.
Die Unterschiede innerhalb des Landes sind deutlich. In Ulm beispielsweise haben nur 4,77% der Haushalte einen Glasfaseranschluss. Im Kontrast dazu sind es im Landkreis Heilbronn beeindruckende 58,55%. Hier kommt die positive Infrastrukturplanung und eine starke Partnerschaft mit den Netzanbietern zugute. Ulm profitiert hingegen von gigabitfähigen Kabelanschlüssen, die von den Endkunden oft als ausreichend akzeptiert werden.
Herausforderungen und Gründe für den langsamen Ausbau
Die Verantwortung für den Glasfaserausbau liegt hauptsächlich bei den privaten Telekommunikationsunternehmen wie Vodafone und Telekom. Diese entscheiden in der Regel, wo der Ausbau wirtschaftlich sinnvoll ist. Eine Förderung durch das Land oder den Bund erfolgt nur, wenn kein wirtschaftlicher Ausbau vorgesehen ist. Der Ausbaubedarf ist besonders in topografisch herausfordernden Gebieten, etwa im Südschwarzwald und der Schwäbischen Alb, hoch. Hier fühlen sich viele Gemeinden unzureichend versorgt.
Ein Grund für den langsamen Fortschritt ist die hohe Verfügbarkeit von gigabitfähigen TV-Kabelnetzen. Endkunden ziehen häufig bestehende Anschlüsse den teureren Glasfaserverträgen vor. Zudem hat die Landesregierung in den letzten Jahren stark auf staatliche Fördergelder gesetzt, jedoch fehlen stabile Rahmenbedingungen für die beteiligten Unternehmen.
Förderprogramme und Unterstützung
Seit 2016 wurden insgesamt 3,24 Milliarden Euro für 3.735 Förderprojekte bereitgestellt. Für den Doppelhaushalt 2025/2026 sind weitere 1,1 Milliarden Euro für den Breitbandausbau vorgesehen. Um die Fördermittel erfolgreich zu beantragen, müssen Gebiete, in denen der Ausbau stattfinden soll, als unterversorgt definiert sein. Dies bedeutet, dass mindestens 500 Mbit/s im Download oder 200 Mbit/s symmetrisch erforderlich sind, gemäß der NGA-Rahmenregelung der EU. Baden-Württemberg gibt an, dass nur unterversorgte Gebiete gefördert werden dürfen.
Die Antragstellung für Fördermittel kann elektronisch über das Serviceportal service-bw erfolgen. Ziel ist eine Förderquote von bis zu 90%. Anbieter müssen nachweisen, dass sie innerhalb von drei Jahren in dem jeweils ausgewählten Gebiet eine NGA-Breitbandinfrastruktur aufbauen möchten. Eine Markterkundung ist erforderlich, um zu garantieren, dass kein privatwirtschaftliches Unternehmen Interesse an dem Ausbau bekundet hat.
Verbraucherhinweise und Betrugsversuche
Verbraucher müssen sich darüber im Klaren sein, dass längere Wartezeiten auf den Glasfaseranschluss möglich sind. Daher wird geraten, einen Plan B in Betracht zu ziehen, um gegebenenfalls zu einem alten Anbieter zurückzukehren. Zudem gibt es Fälle von Betrug im Zusammenhang mit Glasfaseranschlüssen, vor allem in Form von Haustürgeschäften und irreführenden Informationen. Vor dem Vertragsabschluss sollten Verbraucher ihren persönlichen Bedarf genau berechnen.
Die Entwicklung der Preise zeigt ebenfalls eine Tendenz: DSL-Verträge mit geringeren Bandbreiten werden teurer, während Glasfaserangebote oft günstiger sind. Für Hauseigentümer gestaltet sich die Verlegung von Glasfaserleitungen günstiger, während Mieter meist die Zustimmung ihres Vermieters benötigen.
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Ort | Main-Tauber-Kreis, Deutschland |
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