Kirche im KI-Zeitalter: Seelsorge zwischen Menschlichkeit und Technologie

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Heilbronn wird Zentrum für KI in der Seelsorge: Bischof Krämer diskutiert Chancen und Herausforderungen für die Kirche.

Heilbronn wird Zentrum für KI in der Seelsorge: Bischof Krämer diskutiert Chancen und Herausforderungen für die Kirche.
Heilbronn wird Zentrum für KI in der Seelsorge: Bischof Krämer diskutiert Chancen und Herausforderungen für die Kirche.

Kirche im KI-Zeitalter: Seelsorge zwischen Menschlichkeit und Technologie

Die katholische Kirche in Deutschland wendet sich zunehmend der Künstlichen Intelligenz (KI) zu, um deren Potenziale für die Seelsorge und Kirchenverwaltung zu erkunden. In einem kürzlich stattgefundenen Besuch in Heilbronn, das sich als Zentrum für KI-Entwicklung etabliert hat, äußerte Bischof Klaus Krämer von der Diözese Rottenburg-Stuttgart, dass die Veränderungen, die KI mit sich bringt, aktiv von der Kirche mitgestaltet werden sollten. Er plant, die Möglichkeiten der KI in der Verwaltung zu nutzen, insbesondere um Finanzströme effizienter zu verwalten und Ressourcen zu sparen. Während Bischof Krämer das Potential von KI in therapeutischen Bereichen wie Pflege und medizinische Diagnostik erkennt, warnt er gleichzeitig vor einem unverantwortlichen Umgang in der Seelsorge.

Der katholische Pfarrer Lukas Biermayer aus Bad Rappenau steht dem KI-Einsatz in der Seelsorge skeptisch gegenüber. Er sieht den Menschen im Mittelpunkt der seelsorgerlichen Hilfe und lehnt den Einsatz von KI zur Erstellung von Predigten ab, da diese seiner Meinung nach eine persönliche Note erforderten. Er erkennt jedoch an, dass KI in der Verwaltung von Vorteil sein kann, unterstreicht jedoch die Notwendigkeit, bei der Nutzung sensibler Daten vorsichtig zu sein. Bischof Krämer betont, dass ein sensibler Umgang mit KI wichtig sei, da zwischenmenschliche Nähe und spirituelle Tiefe nicht ersetzt werden können. {SWR} berichtet zusätzlich, dass erste KI-Richtlinien für die Diözese im Frühsommer veröffentlicht werden sollen.

Der Rolle der KI in der Seelsorge

Ein aktuelles Experiment, das in einer ARD-Dokumentation durchgeführt wurde, verdeutlicht die ambivalenten Reaktionen auf KI-gestützte seelsorgerliche Unterstützung. Evangelischer Pfarrer Andreas Dohrn nahm an einer Studie teil, in der vier Personen mit seelischen Nöten schriftlich mit einem KI-Chatbot kommunizierten. Die unterschiedlichen Reaktionen der Teilnehmer – von einem positiven Empfinden bis hin zu einem Mangel an individueller Tiefe – werfen grundlegende Fragen darüber auf, inwieweit KI menschliche Beziehungen ersetzen oder bereichern kann. Die Dokumentation zeigt außerdem, dass viele Menschen zögern, KI bei persönlichen Herausforderungen zu konsultieren, was den Spannungsbogen zwischen technologischem Fortschritt und menschlicher Unterstützung weiter verstärkt.

Während einige Forscher wie Peter Zimmerling KI als wertvolle Ergänzung seelsorglicher Mittel betrachten, solange sie als Medium verstanden wird, gibt es auch Bedenken hinsichtlich der ethischen Grenzen. Andreas Lob-Hüdepohl betont die unersetzliche Rolle menschlicher Intelligenz in der Seelsorge. Alena Buyx macht darauf aufmerksam, dass KI besonders dort eingesetzt werden sollte, wo sie menschliche Qualitäten übertreffen kann – eine Auffassung, die eine kritische Auseinandersetzung mit den Kompetenzen der Technologie erfordert.

Technologischer Fortschritt und ethische Herausforderungen

Die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz stehen vor einem ständig wachsenden ethischen Dilemma. KI kann nicht nur religiöse Texte analysieren oder Übersetzungen liefern, sondern auch zur Organisation von Gottesdiensten beitragen und den Zugang zu religiösen Inhalten erleichtern. Doch die Bedenken hinsichtlich der Dehumanisierung religiöser Erfahrungen und der Voreingenommenheit von KI-Systemen bleiben. Ein KI-Chatbot, der als „AI Jesus“ auftritt, veranschaulicht, wie weit diese Technologien bereits bei der Unterstützung von Gläubigen eingesetzt werden können, auch wenn die Meinungen über ihre Effektivität und Ethik stark variieren.

Die katholische und evangelische Kirche muss sich also nicht nur den Chancen, sondern auch den Risiken der KI annehmen. Ein verantwortungsvoller Einsatz von KI in der Seelsorge, der an theologischen und ethischen Zugängen orientiert ist, könnte die zukünftige religiöse Praxis nachhaltig prägen. Die Diskussion um den richtigen Umgang mit KI-Technologie in der Kirche hat erst begonnen, und es ist klar, dass die Integration von KI in die Seelsorge eine vielschichtige Herausforderung darstellt, die sorgfältige Überlegung erfordert.