Patientin kritisiert Notaufnahme: Wo blieb die Menschlichkeit?

Patientin kritisiert Notaufnahme: Wo blieb die Menschlichkeit?
Sigmaringen, Deutschland - In den letzten Wochen sind die Vorwürfe gegen die Notaufnahme des SRH-Klinikums Sigmaringen immer lauter geworden. Monika Birkenmaier, 58 Jahre alt aus Scheer, berichtet von ihrer belastenden Erfahrung, die sie in der Notaufnahme gemacht hat. Sie schildert, dass sie sich in mehrfachen Situationen nicht ernst genommen fühlte und kritisiert das Fehlen von Menschlichkeit und Sorgfalt während ihrer Behandlungen. Besonders im Gedächtnis bleibt ihr Besuch im April, als sie wegen akuten Darmblutens ins Krankenhaus kam und stundenlang auf medizinische Hilfe warten musste. Nur eine Blutuntersuchung wurde vorgenommen, Schmerzmittel blieb sie schuldig – ein Zustand, den sie als untragbar empfindet. Auch ein späterer Besuch wegen heftiger Kopfschmerzen und Ohrenschmerzen führte zu einer Enttäuschung, als ihr bei der Anmeldung mitgeteilt wurde, dass sie in der Notaufnahme fehl am Platz sei. Der behandelnde Arzt habe wenig Mitgefühl gezeigt und verlauten lassen, dass sie kein Fall für die Notaufnahme sei. Birkenmaier plant, nicht zurückzukehren und fordert mehr Menschlichkeit in der Behandlung.
Ihre Beschwerden sind nicht die einzigen. Auch Ralf Volle kritisiert die Zustände in der Notaufnahme in einem offenen Brief. Sein 90-jähriger Vater wurde trotz schwerer Symptome erst nach sechs Stunden behandelt, was Volle als inakzeptabel bezeichnet. Diese Vorfälle stehen im Kontext einer besorgniserregenden Entwicklung: Viele Online-Bewertungen über die Notaufnahme des SRH-Klinikums sind negativ und berichten von Personalmangel und unfreundlichem Umgang.
Personalmangel verschärft die Situation
Sven Schönfeld, Geschäftsführer des SRH-Klinikums, nimmt die Vorwürfe ernst und betont, dass jede Beschwerde untersucht wird. Dennoch weist er den direkten Vorwurf des Personalmangels zurück und erklärt, die Situation sei dennoch nicht rosenrot. Er führt die langen Wartezeiten auf falsche Erwartungen der Patienten zurück und hebt die Notwendigkeit einer Triage in der Notaufnahme hervor. Hier kommt die Debatte um die Arbeitsbedingungen des Notaufnahmepersonals ins Spiel. Laut einem Bericht von DGINA ist das Personal in vielen deutschen Notaufnahmen überlastet, was sich negativ auf die Patientensicherheit auswirkt. Die Erhöhung der Fallzahlen während der Pandemie hat die Herausforderungen für das Personal erheblich verstärkt.
Eine Umfrage der European Society of Emergency Medicine zeigt, dass 62% der befragten Mitarbeiter in Notaufnahmen Burnout-Symptome aufweisen, was die Problematik zusätzlich unterstreicht. Martin Pin, Präsident der DGINA, warnt vor den Gesundheitsrisiken für das Personal und die Gefährdung der Patientensicherheit. Hier ist besonders darauf hinzuweisen, dass die Bedingungen in den Notaufnahmen durch Personalmangel, begrenzte Ressourcen und überfüllte Wartezimmer kompliziert sind.
In der Münchner Studie zu den gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Notaufnahmepersonals wird aufgezeigt, dass häufige Herausforderungen wie Multitasking und Zeitdruck die Arbeitsqualität beeinträchtigen. Prof. Dr. Christoph Dodt hebt die Notwendigkeit ausreichender Personalstärke und Erholungsphasen hervor, um sowohl dem Pflegepersonal als auch den Patienten gerecht werden zu können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Probleme in der Notaufnahme des SRH-Klinikums Sigmaringen nicht isoliert sind, sondern Teil eines größeren Systems sind, das unter erheblichem Druck steht. Die Forderung nach mehr Menschlichkeit, sowohl in der Behandlung der Patienten als auch in den Arbeitsbedingungen für das Personal, bleibt laut.
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Ort | Sigmaringen, Deutschland |
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