Stuttgart 21: Kretschmann verteidigt umstrittenen Tiefbahnhof und Plant Bahngipfel

Stuttgart 21: Ein Blick auf die Verzögerungen, Kostenexplosionen und politische Diskussionen rund um das umstrittene Projekt.
Stuttgart 21: Ein Blick auf die Verzögerungen, Kostenexplosionen und politische Diskussionen rund um das umstrittene Projekt. (Symbolbild/MS)

Stuttgart 21: Kretschmann verteidigt umstrittenen Tiefbahnhof und Plant Bahngipfel

Stuttgart, Deutschland - In der Debatte um das umstrittene Projekt Stuttgart 21 nehmen die politischen Akteure und Bahnvertreter in Baden-Württemberg Stellung. In einer Pressekonferenz am 28. Mai 2025 wurden Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Hermann zu den Verzögerungen bei der Eröffnung des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 befragt. Ihre Antworten fielen zunächst ausweichend aus, jedoch äußerten beide anschließend tiefere Gedanken zur Thematik. Kretschmann bemerkte, dass Stuttgart 21 auf emotionaler Ebene eng mit der politischen Geschichte der Grünen verbunden ist und nicht nur als Infrastrukturprojekt gesehen werden sollte. „Es ist ein Schicksalsthema für die Südwest-Grünen“, so Kretschmann, der an die Arroganz der Gegner des Projekts erinnerte und gleichzeitig darauf hinwies, dass viele seiner damaligen Vorhersagen eingetreten seien, wie die explodierenden Kosten und die verschobenen Zeitpläne, die derzeit auf mindestens 11 Milliarden Euro geschätzt werden, verglichen mit den ursprünglich veranschlagten 2,5 Milliarden Euro.

Stuttgart 21 ist eines der massivsten Infrastrukturvorhaben in Baden-Württemberg und gilt als Deutschlands größte und Kontroverseste Baustelle. Der Umbau des Bahnknotens umfasst neue Schienenwege, Bahnhöfe, Tunnel und Brücken. Herzstück des Projekts ist der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs, der vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof umgestaltet und unter die Erde verlegt wird. Diese Neuerung soll eine Anbindung an den Flughafen ermöglichen und die Reisenden von der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke von Wendlingen nach Ulm profitieren lassen, die bereits seit Dezember 2022 betriebsbereit ist. Dennoch bleibt das Projekt nicht ohne Kritik. Unterstützer und Gegner haben sich seit den ersten Protesten in den 90er Jahren mit verschiedenen Aspekten des Vorhabens auseinandergesetzt. Mit Forderungen nach mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung stieg der Druck auf die Projektverantwortlichen.

Kritik und Bürgerbeteiligung

Die Bedenken reichen von sicherheitstechnischen Aspekten bis hin zu Klimawirkungen. Während der Bauphase gab es gewaltsame Auseinandersetzungen und zahlreiche Demonstrationen, die die Notwendigkeit eines Bürgerentscheids unterstrichen. Ein bemerkenswerter Punkt ist, dass die Kritiker des Projekts oftmals gezwungen waren, am Bau vom Projekt selbst mitzuarbeiten, nachdem sie ihm zuvor vehement widersprachen. Ein Bürgerentscheid, den Kretschmann initiiert hatte, ging verloren, doch die politische Karriere der Grünen war von der Kritik tatsächlich betroffen.

Um den Herausforderungen des Projekts zu begegnen, planen Kretschmann und Hermann einen Bahngipfel am 1. Juli, an dem auch der Bahnchef Richard Lutz teilnehmen wird. Themen wie Baustellenplanung und Informationspolitik sollen hierbei diskutiert werden. Kretschmann betont, dass die neue Administration der Deutschen Bahn nicht mehr „auf dem hohen Ross“ sitze und stattdessen offener für Verbesserungsvorschläge sei.

Die Notwendigkeit von Transparenz

Ein zentraler Aspekt in der Diskussion um Stuttgart 21 und ähnliche Großprojekte ist die Bürgerbeteiligung. Laut einer Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wünschen sich 89% der Bürger mehr Mitsprachemöglichkeiten. Nahezu zwei Drittel fordern eine aktivere Informationspolitik von Behörden. Dies bringt die Notwendigkeit für eine transparentere Kommunikation seitens der Projektverantwortlichen auf die Agenda, um der breiten Öffentlichkeit das Vertrauen zurückzugewinnen und eine größere Akzeptanz zu erreichen.

Das Projekt Stuttgart 21 bleibt somit ein Brennpunkt der politischen Auseinandersetzung in Baden-Württemberg. Die Eröffnung des Tiefbahnhofs wird nun für Dezember 2026 anvisiert, was bedeutet, dass die neue Landesregierung zu diesem Zeitpunkt bereits im Amt sein wird. Bis dahin bleibt abzuwarten, ob sich die Kommunikationsstrategien und die Aufarbeitung der Bedenken seitens der Bürger fruchtbar gestalten lassen, um eine Öffnung und ein besseres Miteinander zu fördern.

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OrtStuttgart, Deutschland
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