Renée Wiener: Der Kampf gegen die Schatten der Geschichte in Feuerbach
Renée Wiener: Der Kampf gegen die Schatten der Geschichte in Feuerbach
Feuerbach, Deutschland - Im Stuttgarter Stadtteil Feuerbach wird der Bahnhofsvorplatz, der seit den Tagen Adolf Hitlers als Wiener Platz bekannt ist, neu gewürdigt. Ab dieser Woche erfolgt eine Umbenennung: Sechs namhafte Personen, die den Nachnamen Wiener tragen, werden geehrt. In diesem Kontext wird besonders an die Zeitzeugin Renée Wiener erinnert, die den schmerzhaften „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland erlebt hat.
Renée Wiener, geborene Kurz, war am 13. März 1938, dem Tag des Einmarsches, erst 13 Jahre alt. In einem Interview aus dem Jahr 2008 berichtete sie, dass die Wiener Bevölkerung jubelte, während sie selbst sich aus Angst verstecken musste. Diese gravierenden Erlebnisse aus ihrer Kindheit treiben die Stadt Stuttgart nun an, den Platz, der zuvor den Namen Postplatz trug, in „Renée-Wiener-Platz“ umzubenennen und gleichzeitig den ursprünglichen Namen zu bewahren. Dies geschah im Rahmen eines Vortrags von Albert Lichtblau, dem Leiter des Fachbereichs Geschichte an der Universität Salzburg, der am Montag, den 2. Juni, über Renée Wiener sprach.
Der geschichtliche Kontext
Der Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde von der österreichischen Regierung unter Kurt Schuschnigg am 11. März 1938 akzeptiert, nachdem sie unter internationalem Druck zurücktrat. Schuschnigg erklärte in einer Radiosprache, dass kein Widerstand gegen die einmarschierenden deutschen Truppen geleistet werden solle, und die österreichische Armee tat tatsächlich nichts, um die Invasion zu verhindern. Am 12. März überquerten deutsche Truppen ohne Widerstand die Grenze und am Abend des 13. März 1938 wurde Adolf Hitler in Wien von jubelnden Menschenmengen empfangen.
In den Tagen nach dem Einmarsch wurde Wien Schauplatz mehrerer Nazi-Veranstaltungen. Hitler proklamierte, dass Österreich Teil des Dritten Reiches sei, und hielt eine bewegende Rede am 15. März vom Balkon der Hofburg. Wiener bedeutete damals für viele Menschen Kummer und Verlust, da die Stadt, die einst ein kulturelles Zentrum war, in eine Parade der nationalsozialistischen Propaganda verwandelt wurde. Ein Heer von deutschen Soldaten und SS-Formationen marschierte durch die Straßen und Hitler legte am österreichischen Kriegerdenkmal Blumen nieder, ein symbolisches Gedenken, das nur den Schrecken der Zeit verstärkte.
Ein neuer Anfang
Der Wiener Platz, der zwischen dem Feuerbacher Bahnhof und dem entstehenden „Quartier am Wiener Platz“ liegt, wird nun also nicht nur umbenannt, sondern auch zum Symbol für Erinnerung und Mahnung. Die Stadtbahnhaltestelle, die diagonal über den Platz verläuft und von Architekt Günter Behnisch entworfen wurde, bringt die unterschiedlich geführten Geschichtserzählungen zusammen.
Die Erinnerung an Renée Wiener, die selbst nie mehr in ein unbeschwertes Leben zurückkehren konnte, wird durch diese Namensänderung bewahrt. Stuttgart zeigt damit, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und den grausamen Kapiteln der Vergangenheit notwendig und unverzichtbar ist.
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Ort | Feuerbach, Deutschland |
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