Trauer um die Opfer: Winnenden kämpft gegen Täter-Heroisierung
Die Reaktionen aus Winnenden zum Amoklauf in Graz verdeutlichen die andauernde Traumatisierung der Betroffenen und den Fokus auf Prävention.

Trauer um die Opfer: Winnenden kämpft gegen Täter-Heroisierung
Die schrecklichen Ereignisse des Amoklaufs in Graz am 12. Juni 2025 haben erneut Erinnerungen an den Amoklauf von Winnenden am 11. März 2009 geweckt. Tobias Sellmaier, der Vorsitzende des Vereins für Präventionsarbeit, äußerte sich kritisch zur Medienberichterstattung, die laut ihm den Täter in den Mittelpunkt rückt und damit eine Heroisierung fördert. Dies führt dazu, dass die echten Leidtragenden, die Opfer und deren Familien, in den Hintergrund gedrängt werden. Sellmaier sieht es als dringend notwendig an, den Fokus auf die Unterstützung der Betroffenen zu lenken, da viele von ihnen noch immer unter den Folgen der Tragödie leiden.
Winnenden trägt die Narben des Amoklaufs bis heute. Sellmaier, dessen Tochter zur Zeit des Vorfalls in der Grundschule war, hat direkte Verbindungen zu betroffenen Familien. Er drückt den Opfern in Graz seine Solidarität aus und betont, dass sie in ihrem Trauma nicht allein sind. Viele der Hinterbliebenen kämpfen weiterhin mit den traumatischen Erinnerungen und benötigen umfassende Unterstützung. Der Verein für Präventionsarbeit setzt sich aktiv für Projekte ein, die gegen Mobbing und Gewalt in Schulen wirken. Veranstaltungen wie Deeskalationstraining und der „Freitags-Kick“ in Weiler zum Stein fördern Teamgeist und Empathie durch Sport.
Kritik an der Medienberichterstattung
Sellmaier kritisiert die Schwierigkeit, öffentliches Interesse für präventive Maßnahmen zu wecken. Zudem wünscht sich der Verein mehr personelle und finanzielle Unterstützung, um effektive Programme durchzuführen. Projekte an der Albertville-Realschule, wie ein Hühnergarten zur Förderung von Empathie, stellen einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar. Der Förderverein Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden, dessen Vorsitzender Sellmaier seit der Gründung am 2. Oktober 2009 ist, kämpft für Gewaltprävention und hat nach dem tragischen Vorfall zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen.
Die weitreichenden Folgen des Amoklaufs von Winnenden sind in der Mitte der gesellschaftlichen Debatte um Waffengesetze und Gewaltprävention allgegenwärtig. So wurden direkt nach der Tat zahlreiche Gedenkveranstaltungen und Initiativen ins Leben gerufen, um die Opfer zu ehren und auf die Problematik der Gewalt in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Dazu zählt auch der Denkmal „Gebrochener Ring“, der an die 15 Opfer erinnert. Viele Angehörige forderten darüber hinaus eine grundlegende Veränderung des Waffengesetzes, um solche Taten in Zukunft zu verhindern.
Die Trauer um die Opfer von Winnenden hat eine bleibende gesellschaftliche Diskussion angestoßen. Beispielweise gab es nach dem Amoklauf eine zentrale Trauerfeier, an der 8.500 Menschen teilnahmen, einschließlich prominenter Personen wie Bundespräsident Horst Köhler. Politische Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit hinsichtlich gewaltverherrlichender Medien sowie zur Aufbewahrung und zum Besitz von Waffen wurden erörtert. Dennoch bleiben viele Forderungen und Schadensersatzklagen gegen den Täter und dessen Angehörige ungelöst. Der Vater des Täters wurde im Laufe der Jahr(e) aufgrund unzureichender Waffensicherung und seiner Verantwortung verurteilt, was die Diskussion über familiäre Pflichten und Waffensicherheit weiter anheizte.
Die tragischen Erinnerungen an Winnenden und die neuen Bedenken, die durch den Amoklauf von Graz ausgelöst wurden, zeigen, dass Gesellschaft und Politik gefordert sind. Ein besseres Miteinander und mehr Zivilcourage sind essenziell, um solch abscheuliche Taten zu verhindern. Sellmaier fasst in diesem Kontext zusammen, dass ein gemeinsames Handeln und die Unterstützung der Betroffenen unerlässlich sind, um nicht nur die Erinnerung an die Opfer zu bewahren, sondern auch eine neue Ära der Gewaltprävention einzuleiten.