Weinberge in Heilbronn: Zukunft in Gefahr – Winzer schlagen Alarm!
In Weinstadt wird die Bergung von Weinbergen zum Politikum: Winzer warnen vor Brachflächen und fordern mehr Unterstützung.

Weinberge in Heilbronn: Zukunft in Gefahr – Winzer schlagen Alarm!
In der Region Heilbronn beobachten Experten eine besorgniserregende Entwicklung im Weinbau. Zunehmend bleiben Weinberge unbewirtschaftet, was die Frage aufwirft, wie es um die Zukunft dieser traditionsreichen Branche steht. Martin Heinrich, ein Winzer aus Heilbronn und Mitglied des Bürgervereins „Wir für Heilbronn“, äußerte bei der Einweihung der Weinterrassen am Wartberg seine Besorgnis über den Niedergang des Heilbronner Hausbergs. Der Weinbau, warnt er, ist nicht nur Teil der örtlichen Kultur, sondern auch essenziell für die Landschaftspflege, den Tourismus und die Existenz vieler Winzerfamilien. Heinrich kritisierte zudem die Stadtverwaltung, die seiner Meinung nach die Missstände in den Weinbergen duldet und Anfragen zu diesem Thema immer wieder absagt. Die Lage hat dazu geführt, dass viele Rebflächen brachliegen und unkontrolliert wachsen, was gesundheitliche Risiken durch Mehltau-Pilze birgt, die auch benachbarte Anlagen gefährden könnten.
Die Stadt Heilbronn hat jedoch einen klaren Standpunkt zur Bedeutung des Weinbaus. Sie bekräftigte, dass sowohl Weinbau als auch Winzer unverzichtbar für die Stadtgemeinschaft seien. Um die Herausforderungen der Branche anzugehen, plant die Stadt ein persönliches Gespräch zwischen der Verwaltung, der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) und lokalen Winzern. Um den Weinbau aktiv zu unterstützen, wird die Stadt bis 2026 auf Pachteinnahmen aus ihren Weinbergen verzichten.
Politische Maßnahmen und Zukunftsperspektiven
Die Heilbronner HMG hat ebenfalls Pläne, die Rahmenbedingungen für das Weindorf 2024 anzupassen. Ein zentraler Punkt ist die Entwicklung von Lösungen für die steigende Aufgabe von Weinbergen. Grundstücksbesitzer sind rechtlich verpflichtet, landwirtschaftliche Flächen mindestens einmal jährlich zu mähen oder zu beweiden, um die Nachbarn zu schützen. Trotz dieser Regelungen hat das Rathaus bisher darauf verzichtet, Bußgelder zu verhängen, um wirtschaftlich belastete Betriebe nicht zusätzlich zu belasten.
Die Situation ist nicht nur eine lokale, sondern hat auch eine nationale Dimension. Der Deutsche Weinbauverband (DWV) fordert die Einführung einer Rotationsbrache als geförderte Biodiversitätsmaßnahme. Diese könnte helfen, die Marktverhältnisse zu verbessern, muss aber ausreichend honoriert werden, zusammen mit einer Vollfinanzierung, die die Fixkosten und die Kosten der neuen Maßnahme abdeckt. Bisher ist der Bund jedoch auf diese Forderungen nicht eingegangen, was in der Agrarministerkonferenz zu einer Blockade führte.
Weinbau in der Krise und der Aufruf zur Unterstützung
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen appelliert der DWV an die Politik, dringende Maßnahmen zur Kostensenkung für Betriebe zu ergreifen, einschließlich steuerlicher Risikoausgleichsrücklagen. Ferner wird ein sofortiger Einsatz für den Absatz von Wein gefordert, da die Intensivierung der Absatzfördermaßnahmen als notwendig erachtet wird. Eine umfassende Initiative zur Erhaltung der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung des Weins in Europa wird dringlich gebraucht. Die VITÆVINO-Kampagne, die von europäischen Dachverbänden initiiert wurde, setzt sich dafür ein, den Stellenwert des Weins in der Gesellschaft zu verteidigen und Verbraucher über verantwortungsbewussten Weingenuss aufzuklären.
Mit der nationalen Umsetzung dieser Kampagne, die am 1. Oktober 2024 begann, soll ein weiteres Zeichen gesetzt werden, um die Weinkultur aktiv zu unterstützen. Die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Daniela Schmitt eröffnete offiziell diese Initiative in Mainz und rief zur Unterstützung der Weinkultur auf – ein Schritt, der auch in Heilbronn Schreibtischdiskussionen in echte Maßnahmen umwandeln könnte.
Die Herausforderungen im Weinbau sind vielschichtig und erfordern eine koordinierte Anstrengung von Politik, Winzern und der Gesellschaft insgesamt, um nicht nur die Tradition, sondern auch die Zukunft dieser wichtigen Branche zu sichern.
Weitere Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten werden auf der Plattform der Deutschen Weinbauverbandes bereitgestellt.