Erschütternde Geschichte: Bietigheimer Opfer der NS-Euthanasie enthüllt
Erfahren Sie von der Initiative Stolpersteine, die das schockierende Schicksal von Karl Binder und anderen NS-Opfern in Bietigheim-Bissingen aufarbeitet.

Erschütternde Geschichte: Bietigheimer Opfer der NS-Euthanasie enthüllt
In Bietigheim-Bissingen wird das Schicksal des NS-Opfers Karl Binder durch einen Stolperstein in der Hindenburgstraße gewürdigt. Binder, geboren im Oktober 1905 und leidend an einer geistigen Behinderung, verlor 1921 seinen Vater und lebte mit seiner Mutter in der Hindenburgstraße 16. Im Jahr 1940 wurde er nach einer Leistenbruch-Operation als „einfach und unselbstständig“ eingestuft. Dies führte zu seiner Einweisung in eine psychiatrische Anstalt in Markgröningen und später nach Zwiefalten, wo er in unmenschlichen Bedingungen leben musste. Laut den Recherchen der Initiative Stolpersteine sank sein Gewicht von 78 kg bei Aufnahme im August 1941 auf nur 50 kg im Juni 1945. Karl Binder starb am 6. Juli 1945 an Lungentuberkulose und wurde ohne Sarg bestattet, ein weiteres grausames Beispiel für die entsetzlichen Folgen der nationalsozialistischen Euthanasie-Politik, die Thomas Reusch-Frey von der Initiative als „dezentralisierte Euthanasie“ bezeichnet.
Die Initiative Stolpersteine besteht seit über 10 Jahren und hat in Bietigheim-Bissingen insgesamt 11 Stolpersteine verlegt, um an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern. Neben Karl Binder gehören u.a. Lydia Mack, Emil Weil und Erna Unkel zu den dokumentierten Opfern. Die Initiative hat zahlreiche Informationen durch die Auswertung ärztlicher Unterlagen zusammengetragen und sieht sich der Aufgabe gegenüber, das unrecht und die Vergessenheit zu bekämpfen.
Führungen zur Erinnerung
Um das Bewusstsein weiter zu schärfen, bietet die Initiative Führungen zur Erinnerung an das Unrecht gegenüber Menschen mit Behinderung an. Die nächsten Führungen sind für den 28. Juni und 27. September 2025 geplant. Diese Veranstaltungen sollen nicht nur informieren, sondern auch zur Reflexion anregen, um die Geschichte lebendig zu halten und die Erinnerung an die Opfer wach zu halten.
Zusätzlich zum Stolperstein von Karl Binder sind auch weitere Stolpersteine in Bietigheim-Bissingen verlegt worden. Eine Übersicht der häufigsten Opfer zeigt folgendes Bild:
| Name | Jahrgang | Verlegt am | Ermordet am |
|---|---|---|---|
| Lydia Mack | 1897 | 5.12.1940 | 5.12.1940 |
| Emil Weil | 1901 | 4.12.1940 | 4.12.1940 |
| Erna Unkel | 1923 | 13.6.1942 | 2.2.1945 |
| Eugen Brust | 1912 | 21.6.1940 | 21.6.1940 |
| Emma Sofie Grözinger | 1893 | 7.8.1940 | 7.8.1940 |
| Walter Hass | 1921 | 5.11.1940 | 5.11.1940 |
| Marie Sick | 1884 | 28.8.1940 | 28.8.1940 |
| Frida Ziegelmaier | 1901 | 29.11.1940 | 29.11.1940 |
| Gustav Strenger | 1896 | 16.7.1940 | 16.7.1940 |
| Karl Reinhardt | 1886 | 29.11.1940 | 29.11.1940 |
Die Initiative sucht weiterhin Verstärkung für die Forschungs- und Organisationsarbeiten, um das wichtige Erbe dieser Erinnerungsarbeit fortzuführen. Die Verlegung der Stolpersteine und die begleitenden Führungen spielen eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur und dem Kampf gegen das Vergessen.
Für mehr Informationen über die Initiative Stolpersteine und die Opfer aus Bietigheim-Bissingen stehen die ausführlichen Berichte von den Stuttgarter Nachrichten und der Wikipedia zur Verfügung.