Neckarsulm setzt auf Biomasse: Geothermie-Projekt vor dem Aus!
Neckarsulm prüft erneuerbare Energien für klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045; Geothermie gerät in den Hintergrund zugunsten von Biomasse.

Neckarsulm setzt auf Biomasse: Geothermie-Projekt vor dem Aus!
In Neckarsulm (Kreis Heilbronn) sollten durch moderne Geothermie klimaneutrale Wärmequellen erschlossen werden. Nach den kürzlich durchgeführten Probebohrungen auf dem ehemaligen AQUAtoll-Gelände zeigt sich jedoch, dass diese Maßnahme nicht nur zu teuer ist, sondern auch nicht die benötigte Wärme liefern kann. Die Bohrungen erreichten eine Tiefe von 90 Metern, wobei zwar die technische Machbarkeit nachgewiesen wurde, die wirtschaftliche Rentabilität jedoch stark in Frage steht. Die Bodentemperaturen liegen nur bei maximal 13 Grad Celsius, während für das Wärmenetz Temperaturen von 80 bis 90 Grad erforderlich sind. Dieses Defizit könnte die Pläne für eine umfassende Wärmewende in der Stadt gravierend behindern, da viele Gebäude nicht energieeffizient genug sind, um Geothermie sinnvoll zu nutzen, wie SWR berichtet.
Der hohe Energieeinsatz und die Kosten für mehrere große Wärmepumpen, die notwendig wären, um die Temperaturdifferenz auszugleichen, sind ebenfalls problematisch. Während die Betriebskosten für Geothermie bei 177 Euro pro Megawattstunde liegen, kostet die Nutzung regionaler Biomasse lediglich 146 Euro. Zudem sind tiefere Bohrungen, die höhere Temperaturen bieten könnten, aus wasserschutzrechtlichen Gründen nicht zulässig. Diese Überlegungen führten dazu, dass Geothermie im Gemeinderat an Priorität verlor und Biomasse wieder in den Fokus rückt.
Biomasse als zentrale Energiequelle
In Neckarsulm existiert bereits ein Biomasse-Standort, der seit über 20 Jahren Holzhackschnitzel zur Energiegewinnung nutzt. Weitere Standorte werden derzeit geprüft. Dabei gibt es jedoch auch kritische Stimmen bezüglich der Energieintensität des Anbaus, Transports und der Verarbeitung von Biomasse. Diese Energieform gilt als klimafreundlich, jedoch nicht vollkommen klimaneutral. Die Stadt Neckarsulm hat erkannt, dass für eine vollständige Transformation und den Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien ein klarer Plan erforderlich ist.
Bis 2040 muss Neckarsulm eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreichen, gemäß den Vorgaben des neuen Klimaschutz- und Klimaanpassungsgesetzes von Baden-Württemberg. Der Gemeinderat hat die Verwaltung beauftragt, eine Wärmewendestrategie zu entwickeln, die auf einem kommunalen Wärmeplan basiert. Stadtwerke und Regionalwerke spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Sanierungsstrategien und Investitionen
Die Stadt hat bereits sechs Startermaßnahmen für die nächsten fünf Jahre geplant. Dazu gehören unter anderem die Erneuerung der Energieversorgung im Klimaquartier Viktorshöhe und die Transformation des Biomasse-Heizkraftwerks. Des Weiteren soll das Wärmenetz an der Binswanger Straße erweitert und eine Wärmelandkarte zur Sensibilisierung für Gebäudesanierungen erstellt werden. Ziel ist es, die Sanierungsquote im Gebäudebestand auf jährlich 2 bis 5 Prozent zu steigern. Diese ambitionierten Pläne erfordern Investitionen von rund 104 Millionen Euro, wobei die Stadt auf finanzielle Unterstützung von Bund und Land angewiesen ist.
Zusätzlich prüfen die Stadtwerke alternative Technologien wie Photovoltaik und Solarthermie. Fördermittel für die Planung dieser Technologien wurden bereits bei der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) beantragt. Auch wenn Geothermie noch nicht vollständig aus den Überlegungen ausgeschlossen ist, bleibt das Ziel, bis 2045 eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Neckarsulm zu erreichen.