Ärztin verlässt Schönaich: Versorgungslücke alarmiert Gemeinde!
Schönaich erwartet ab November 2025 eine Lücke in der hausärztlichen Versorgung. Nach dem Praxiswechsel von Susanne Parade sucht die Gemeinde aktiv nach Nachfolgern.

Ärztin verlässt Schönaich: Versorgungslücke alarmiert Gemeinde!
Ab November 2025 wird in Schönaich eine spürbare Lücke in der hausärztlichen Versorgung erwartet. Grund dafür ist die Schließung der Praxis von Dr. Susanne Parade, die in der Schulstraße praktiziert und ab Dezember 2025 in neue Räumlichkeiten in Stuttgart arbeiten wird. Diese Entscheidung hat die örtliche Verwaltung dazu veranlasst, aktiv nach einem neuen Hausarzt zu suchen, um die Versorgungslücke zu schließen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde die Dringlichkeit dieser Angelegenheit thematisiert, und es wurden zahlreiche Angebote für potenzielle Nachfolger gemacht, um möglichst schnell eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht wird. Krzbb berichtet, dass dies nur ein lokales Beispiel für ein viel größeres Problem ist, das sich deutschlandweit abzeichnet.
Deutschland sieht sich einem wachsenden Problem in der medizinischen Grundversorgung gegenüber. Die demografischen Veränderungen tragen zu einer immer kritischer werdenden Lage bei. Immer mehr Hausärzte treten in den Ruhestand, während der Nachwuchs ausbleibt. Prognosen der Robert Bosch Stiftung zeigen, dass in den nächsten zehn Jahren jeder zweite Hausarzt in Rente gehen könnte, was zu etwa 11.000 unbesetzten Hausarztstellen führen würde. Aktuell fehlen landesweit bereits mehr als 5.000 Hausärzte, was eine erhebliche Herausforderung für die gesundheitliche Versorgung darstellt. Deutschlandfunk hebt hervor, dass auch in Städten der Druck auf die medizinische Versorgung zunimmt, was die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen zur Stärkung des Hausarztberufs verdeutlicht.
Strukturelle Herausforderungen im Gesundheitswesen
Die Zahl der hausärztlichen Einzelpraxen hat seit 2015 von 30.000 auf etwa 25.000 abgenommen. Zudem haben auch Gemeinschaftspraxen einen Rückgang von rund 1.000 erlebt. Eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass circa ein Viertel der praktizierenden Allgemeinmediziner plant, innerhalb der nächsten fünf Jahre aus dem Beruf auszusteigen. Dies führt zu einer alarmierenden Situation in vielen Landkreisen, wo sogar 40 Prozent von einer drohenden Unterversorgung betroffen sind.
Ein zentraler Aspekt ist der demografische Wandel, der zu einem höheren Behandlungsbedarf bei einer älteren Bevölkerung führt. Diese nutzt häufig ineffizient mehrere Hausärzte, was die Belastung für die Praxisinhaber zusätzlich erhöht. Digitale Lösungen könnten zwar die Bürokratie erleichtern, jedoch berichten zwei Drittel der Mediziner von Beeinträchtigungen durch Software. Mediziner verbringen etwa 80 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Sprechstunden und Hausbesuchen, während zunehmend mehr von ihnen Teilzeitstellen oder Anstellungen in Kliniken vorziehen.
Finanzielle Anreize und künftige Perspektiven
Das Gesundheitssystem gerät insbesondere in ländlichen Regionen zunehmend an seine Grenzen. Eingeschränkte Freiheit in der Arztwahl und Terminverfügbarkeit sind die Folge. Trotz finanzieller Anreize, wie Startgelder von bis zu 60.000 Euro für neue Praxisöffnungen, mangelt es an Ärzten, die diesen Schritt wagen wollen. Die Politik hat ein Primärarztsystem ins Gespräch gebracht, um den Zugang zu Fachärzten besser zu regeln, jedoch ist die Idee umstritten.
Um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung zu sichern, sind umfassende Maßnahmen erforderlich. Über 70 Prozent der Hausärzte sehen ein großes Entlastungspotenzial durch die Aufgabenübertragung an medizinische Fachangestellte. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat angekündigt, die Rolle nichtärztlicher Gesundheitsberufe zu stärken, während zugleich mehr Medizinstudienplätze und vereinfachte Zulassungsverfahren in Planung sind.
Langfristig sind bessere Arbeitsbedingungen und eine Reduzierung der Bürokratie notwendig, um den Herausforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen und eine flächendeckende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Der Fall in Schönaich steht exemplarisch für die Schwierigkeiten, mit denen viele Gemeinden konfrontiert sind und zeigt, wie wichtig es ist, schnell zu handeln.