Neues G9 in Baden-Württemberg: Chance oder Chaos für Schulen?
Im Jahr 2025 führt Baden-Württemberg G9 für Klassen 5 und 6 ein, was für Schulen und Schüler neue Herausforderungen mit sich bringt.

Neues G9 in Baden-Württemberg: Chance oder Chaos für Schulen?
Ab dem Schuljahr 2025/26 wird das neunjährige Gymnasium (G9) in Baden-Württemberg wieder zur Regelform für die Klassen 5 und 6. Diese Entscheidung folgt auf eine umstrittene Debatte, die durch eine Elterninitiative befeuert wurde, die über 100.000 Unterschriften für einen Volksantrag zur Rückkehr zu G9 gesammelt hat. Die Landesregierung präsentierte einen Gesetzentwurf, der eine schrittweise Rückführung von G9 vorsieht, der jedoch nicht das volle Vertrauen der Elterninitiative gewann. Marita Raschke, eine der führenden Stimmen der Initiative, plant bereits einen zweiten Volksantrag und benötigt dafür 40.000 Unterschriften, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Die Umstellung auf G9 wirft gemischte Reaktionen hervor. Während Jürgen Schwarz, Schulleiter des Rutesheimer Gymnasiums, auf eine frühzeitige Vorbereitung hinweist, sind viele Schulleiter besorgt über die повышенные Herausforderungen, die die Umstellung mit sich bringt. Besonders Christoph Brechtelsbauer, Schulleiter des Gymnasiums Korntal-Münchingen, äußert, dass durch die neue Regelung etwa zwei Lernstunden pro Woche wegfallen werden, was auch zur Reduzierung des Bedarfs an Lehrkräften führt und damit die Einstellungschancen für neue Lehrer verringert.
Organisatorische Herausforderungen und Änderungen
Die organisatorischen Herausforderungen, die mit der Einführung von G9 einhergehen, machen sich bereits bemerkbar. Sandra Heyn, Schulleiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, prognostiziert, dass bis zum Schuljahr 2031/32, in dem alle Schüler im G9-Zug sein werden, noch viele Hürden genommen werden müssen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf einem aktuellen Siebtklässler, der bei einer Nichtversetzung möglicherweise zwei Jahre verlieren könnte. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die geplante Einführung des Abiturs im Schuljahr 2031/32 haben, was unter anderem auch Hochschulen und Träger von Freiwilligendiensten betreffen könnte.
Die neuen Rahmenbedingungen bringen jedoch auch Chancen mit sich. Matthias Bochert, Schulleiter des Ditzinger Gymnasiums, sieht in der strukturierten Lernzeit Vorteile, da sie Raum für Innovation schaffen könnte. Außerdem bieten neu eingeführte Coachingstunden individuelle Begleitungen für Schüler. Die Schulen verfügen über zusätzliche Zeitfenster für Arbeitsgemeinschaften, müssen jedoch damit rechnen, keine zusätzlichen Angebote bereitstellen zu können. Dies könnte auch den Vereinen und Kirchen zugutekommen, die in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind, da sie nicht mehr auf späte Nachmittage angewiesen sind.
Volksantrag und Mitgestaltung
Der Volksantrag „G9-Verbesserungsgesetz“, der durch die Initiative gefordert wird, enthält mehrere maßgebliche Punkte. Dazu zählt eine Wahlmöglichkeit für die derzeitigen Gymnasialklassen 7 bis 10 im 2. Halbjahr 2025/26, die Einführung einer zweiten Fremdsprache ab Klasse 7 sowie die Einführung eines Profilfachs ab Klasse 9. Es bleibt unverzichtbar, dass der Erhalt von IMP (Informatik, Medienbildung, Pädagogik) und NWT (Naturwissenschaft und Technik) sichergestellt wird.
Interessierte Bürger können am Volksantrag teilnehmen, indem sie das entsprechende Formblatt, das von g9-jetzt-bw.de heruntergeladen werden kann, ausfüllen und per Post an die Sammelstelle in Ravensburg schicken. Teilnahmeberechtigt sind alle ab 16 Jahren, die wahlberechtigt bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg sind. Zudem besteht die Möglichkeit, größere Mengen an Formblättern für Unterschriftensammlungen zu bestellen. Es ist klar, dass die Rückkehr zu G9 nicht nur eine schulische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt, die viele Akteure in der Bildungslandschaft erfordert.