Agroforstwirtschaft: Bäume als Zukunftsretter für unsere Äcker!

Studierende der Uni Hohenheim erforschen in Renningen innovative Agroforstsysteme zur Förderung von Biodiversität und Ertragssicherheit.
Studierende der Uni Hohenheim erforschen in Renningen innovative Agroforstsysteme zur Förderung von Biodiversität und Ertragssicherheit. (Symbolbild/MS)

Agroforstwirtschaft: Bäume als Zukunftsretter für unsere Äcker!

Renningen, Deutschland - Die Universität Hohenheim widmet sich intensiven Forschungen zur Agroforstwirtschaft, einem Ansatz, der Bäume und Sträucher mit Ackerbau und Weidewirtschaft kombiniert. Laut Gabot dient diese Methode nicht nur der Steigerung der Biodiversität, sondern auch der Erhöhung der Robustheit landwirtschaftlicher Systeme gegenüber Klimarisiken. Insbesondere eine Langzeitstudie hat gezeigt, dass Gehölzreihen, auch in gemäßigten Klimazonen, echten Nutzen für die Stabilisierung von Ackererträgen bieten können.

Die Untersuchung am Ihinger Hof in Renningen zeigt dabei, dass verschiedene Faktoren wie Baumart, Abstand der Baumreihen, Bodenbeschaffenheit und klimatische Bedingungen den Ertrag maßgeblich beeinflussen. Studierende analysieren, wie Gehölze das Mikroklima regulieren und Temperaturextreme sowie Windgeschwindigkeit mindern. Diese Erkenntnisse stärken die Auffassung, dass die Agroforstwirtschaft eine vielversprechende Strategie für die zukünftige Landwirtschaft sein kann.

Vorteile und Herausforderungen der Agroforstwirtschaft

Agroforstsysteme zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, landwirtschaftliche Kulturen mit mehrjährigen holzigen Pflanzen zu kombinieren. Das Ziel ist die Schaffung resilienter Agrarökosysteme, die nicht nur Nahrungsmittel und Futtermittel bereitstellen, sondern auch Energie und Bauholz generieren. Dies ist besonders relevant in Zeiten steigender klimatischer Herausforderungen wie Dürren oder Starkregen. Gut geplant, kann die Kombination von Gehölzen und Unterkulturen die Gesamtproduktivität sogar um 36 bis 100 Prozent steigern, wie Progressive Agrarwende hervorhebt.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Die Konkurrenz um Ressourcen wie Licht, Wasser und Nährstoffe zwischen Gehölzen und Kulturpflanzen kann zu Ertragseinbußen führen. Beispielsweise zeigen die Ergebnisse der Studie an der Universität Hohenheim, dass Weidenpflanzungen in unmittelbarer Nähe von Ackerflächen zu signifikanten Ertragseinbußen führen können, während Hecken eine schützende Wirkung auf die angrenzenden Pflanzenstandorte haben.

Die Notwendigkeit, Langzeitstudien zur Wirkung von Agroforstwirtschaft unter extremen Wetterbedingungen durchzuführen, ist evident. Insbesondere in Deutschland, wo Agroforstwirtschaft bis ins 19. Jahrhundert weit verbreitet war, erlebt dieser Ansatz aufgrund der Zersiedelung, der Marktvorgaben und dem Rückgang von Streuobstflächen nun eine Renaissance.

Politische Unterstützung und Zukunftsperspektiven

Die EU fördert Agroforstwirtschaft seit 2005, allerdings wurde dies bislang nicht in nationales Agrarrecht umgesetzt. Die kommende Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wird parteipolitische Unterstützung für Agroforstwirtschaft verzeichnen. Daher sind innovative Projekte und eine angepasste Planung notwendig, um die Vorteile dieser Wirtschaftsform sinnvoll zu nutzen. Die Koordinationsstelle für Agroforstsystem-Forschung wird bis Ende 2025 mit 260.000 Euro gefördert, um Forschungsprojekte und die Vernetzung unter Forschenden zu unterstützen.

Ein spannendes Novum ist das geplante Einführung eines Master-Moduls über Agroforstwirtschaft an der Universität Hohenheim im Sommersemester 2024. Solche Maßnahmen sollen nicht nur die Forschung voranbringen, sondern auch das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Vorteile der Agroforstwirtschaft schärfen, die durch ihre respektvolle Nutzung der natürlichen Ressourcen einen nachhaltigen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten kann. Wie man sagt, der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren; der zweitbeste Zeitpunkt ist heute.

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OrtRenningen, Deutschland
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