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VW in der Krise trotz steigender Auslieferungen: hohe Nachfrage nach E-Autos fehlt

Titel: VW-Konzern steigert Absatz, aber Nachfrage nach E-Autos sinkt

Stand: 14.07.2023 12:31 Uhr

Der VW-Konzern verzeichnete in den ersten sechs Monaten einen deutlichen Anstieg des Absatzes. Allerdings gibt es eine sinkende Nachfrage nach Elektroautos. Aus diesem Grund plant Markenchef Thomas Schäfer, alle Ausgaben zu überprüfen.

Im Juni konnte der VW-Konzern erneut mehr Autos verkaufen. Weltweit wurden 847.600 Fahrzeuge aller Konzernmarken ausgeliefert, was einem Plus von 5,7 Prozent im Vergleich zum Mai 2022 entspricht. Die meisten Zuwächse verzeichnete der Konzern auf dem europäischen Markt, wo die Auslieferungen um 68 Prozent stiegen. Insgesamt lag das Plus im ersten Halbjahr bei 12,8 Prozent.

Jedoch ist diese Nachricht nicht so positiv, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Der Hauptgrund für die hohen Auslieferungszahlen in der ersten Jahreshälfte liegt darin, dass VW immer noch Aufträge aus dem vergangenen Jahr erfüllt. Der Konzern hatte letztes Jahr einen erheblichen Auftragsstau aufgrund von Lieferengpässen, der nun abgebaut wird. Im Vergleich zu den Auslieferungen im Mai zeigt sich dieser Effekt deutlich, denn im Vormonat betrug das Plus noch 16 Prozent.

Ein weiterer Grund für die schlechteren Aussichten ist die Kürzung des staatlichen „Umweltbonus“ zu Jahresbeginn. Diese Subvention, die den Kauf von Elektroautos fördert, wurde stark reduziert und hat sich auf die Auftragseingänge aller Autokonzerne ausgewirkt.

Zwar scheint sich die Auftragslage derzeit etwas zu erholen, aber ab September wird das Bundeswirtschaftsministerium die Förderung für Elektroautos für Flottenkunden komplett streichen. Dies wird voraussichtlich zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos führen. Die Kernmarke Volkswagen verzeichnete im Juni sogar einen Rückgang der Auslieferungen um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Die preislichen Auseinandersetzungen in China haben ebenfalls zu einem deutlichen Einbruch der Nachfrage geführt. Nach einem starken Anstieg der Auslieferungen im Mai sank der Absatz im Juni um 14,5 Prozent. Die Alarmglocken sollten bei VW läuten, da der Konzern stark von dem chinesischen Markt abhängt. Wenn die Lizenzeinnahmen aus China und das gut laufende Teilegeschäft wegfallen sollten, würde kein Gewinn mehr übrigbleiben, warnte Finanzchef Patrik Andreas Mayer.

Um diesem Negativtrend entgegenzuwirken, kündigte VW nun einen Sparkurs an. Bei der Managementinformation (MMI) rief Markenvorstand Thomas Schäfer sogar einen sofortigen Ausgabenstopp aus, der voraussichtlich bis zum Ende des Jahres gelten wird. Nur große Investitionen und gesetzlich vorgeschriebene Ausgaben sind weiterhin erlaubt, alles andere wird überprüft. Schäfer hat das Ziel, dass VW bis 2026 eine Rendite von 6,5 Prozent erwirtschaftet, im vergangenen Jahr lag die operative Rendite nur bei 3,6 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen Gespräche über weitere Maßnahmen wie Kosteneinsparungen bei Personalkosten geführt werden.

Es wird spannend sein zu beobachten, wie der VW-Konzern auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und ob es gelingt, die Nachfrage nach Elektroautos wieder anzukurbeln.

Mit Informationen von Lilli-Marie Hiltscher, tagesschau.de

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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