Bildung & Wissenschaft

Rund 200 Kurse für Alphabetisierung Geflüchteter

Seit dem Start im Jahr 2016 wurden rund 200 Alphabetisierungs-Kurse im Rahmen des Programms „Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge mit keinen oder geringen Schreib- und Lesekenntnissen“ im Land eingerichtet. Sie helfen geflüchteten Erwachsenen bei der Integration und den Einstieg in dem Arbeitsmarkt.

Nicht nur geflüchtete Kinder und Jugendliche kommen in Deutschland und in Baden-Württemberg an und müssen dann noch an ihren Lese- und Schreibkenntnissen arbeiten. Auch erwachsene Geflüchtete mit Defiziten im Lesen und im Schreiben kommen zu uns. Um diese Personen zu unterstützen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sogenannte BEF Alpha-Kurse nach einer Vereinbarung des Bundes und der Bundesagentur für Arbeit mit dem Land im Rahmen der Initiative Bildungsketten „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“. Die Kurse von BEF Alpha, dem „Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge mit keinen oder geringen Schreib- und Lesekenntnissen“, werden in Baden-Württemberg unter Regie des Kultusministeriums konzipiert und umgesetzt. Seit dem Start im Jahr 2016 sind insgesamt 200 Kurse im Land eingerichtet worden. Zu diesem Anlass haben Kultusministerin Theresa Schopper und der Staatssekretär des BMBF, Dr. Jens Brandenburg, am 28. Juli 2022 den BEF Alpha-Kursstandort des Kolping Bildungswerks in Heilbronn besucht.

Integration und Einstieg in den Arbeitsmarkt unterstützen

„Ich freue mich, dass Bund und Land bei diesem Projekt so erfolgreich an einem Strang ziehen. Wir wollen mit BEF Alpha besonders Erwachsene unterstützen, die es nicht gewohnt sind, zu lernen. Mit BEF Alpha können sie ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben verbessern und damit eine gute Grundlage für den Einstieg in den Arbeitsmarkt und eine gelungene Integration erwerben“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper.

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Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg ergänzt: „Gute berufliche Orientierung trägt maßgeblich dazu bei, dass junge Menschen eine gute Entscheidung über ihre berufliche Zukunft treffen können. Gerade für diejenigen, die unser duales Berufsbildungssystem nicht kennen, sind Information und Orientierung noch wichtiger. BEF Alpha leistet hierfür seit Jahren einen herausragenden Beitrag und kombiniert gute Berufliche Orientierung mit Spracherwerb, Alphabetisierung und politischer Grundbildung. BEF Alpha ist ein Leuchtturm unserer Bildungskette mit Baden-Württemberg. Ich freue mich, dass die Vereinbarung zur Bildungskette zwischen dem Bund und Baden-Württemberg demnächst unterzeichnet werden kann. Sie sichert auch eine weitere Förderung von BEF Alpha durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.“

Großes Engagement der Beteiligten

Dietmar Schlömp, Bereichsvorstand des Kolping-Bildungswerks Württemberg, kommentiert: „Seit 2016 sind wir bei diesem wichtigen Projekt dabei. Das Besondere dabei ist, dass es in kleinen Klassen umgesetzt wird und viel Zusammenarbeit und Engagement verschiedener Beteiligter erfordert. Wir freuen uns sehr zu sehen, dass dieses Projekt so gut funktioniert und zur Integration vieler Geflüchteter beiträgt.“

Das Programm BEF Alpha ist im Jahr 2016 mit Kursen von Trägern der Weiterbildung an zwölf Standorten gestartet. Diese Zahl ist aufgrund der großen Nachfrage von Trägern, Kommunen und den Arbeitsagenturen ständig angestiegen. Im aktuellen Jahr wurde die Zahl von insgesamt 200 Standorten mit etwa 2.700 Teilnehmenden und 200 Kursen erreicht. Seit 2016 fördert das Bundesbildungsministerium die BEF Alpha-Kurse im Rahmen der Initiative Bildungsketten mit etwa 14,5 Millionen Euro.

Zielgruppe sind Geflüchtete zwischen 20 und 35 Jahren

Zielgruppe von BEF Alpha sind Geflüchtete in der Regel zwischen 20 und 35 Jahren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen vor allem aus Syrien, Nigeria, dem Irak oder Afghanistan. Im Mittelpunkt stehen Frauen mit Kleinkindern unter vier Jahren. Besonderes Merkmal der Kurse ist daher auch die begleitende Kinderbetreuung. Viele Teilnehmerinnen konnten so nach mehreren Jahren Aufenthalt in Deutschland erstmals an einem solchen Förderangebot teilnehmen. Die Finanzierung der Kinderbetreuung wird über Projektmittel getragen, teilweise auch mit Zuschüssen der Kommunen.

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Integration durch Sprache und berufliche Orientierung steht dabei als inhaltliches Ziel über BEF Alpha. Die Konzeption der Kurse umfasst 980 Unterrichtseinheiten, die in 35 Wochen behandelt werden. Zu den Kursinhalten gehören Alphabetisierung und Sprachförderung, Berufsorientierung und digitale Grundbildung sowie Alltag und Demokratiebildung. Hinzu kommen weitere fünf Wochen Praktikum in einem Unternehmen. Der ganzheitliche Ansatz zielt darauf ab, die drei Bereiche miteinander zu verschränken, so dass die Fortschritte in der Alphabetisierung und Sprachförderung direkt beim praktischen Arbeiten in der Berufsorientierung oder in Alltagssituationen angewandt werden können. Die Teilnehmenden lernen im Kurs auch Themen wie Corona-Schutzmaßnahmen oder das Schulsystem kennen und diskutieren über die Rollenverständnisse der Geschlechter.

Dieser umfassende Ansatz wurde 2021 im Ergebnis einer Evaluation durch die Pädagogische Hochschule Weingarten unter Leitung von Professorin Dr. Ilka Koppel bestätigt: „Die in dem Konzept von BEF Alpha verankerte Verknüpfung von Sprachenlernen und Berufsorientierung ist motivationsfördernd und kann zu einem langfristigen Lernerfolg beitragen.“

Enge Kooperation mit Partnern vor Ort

Ein weiterer Erfolgsfaktor von BEF Alpha ist eine enge Kooperation der Träger mit Partnern vor Ort. Dazu gehören die zuständigen Behörden in den Landkreisen, die Stadtverwaltungen, die Arbeitsagenturen und Jobcenter zur Vermittlung der Teilnehmenden in die Kurse sowie einzelne Unternehmen vor allem für die Praktika. Insbesondere die Kommunal- und Arbeitsverwaltungen sehen die Kurse als Erfolgsfaktor, um den Teilnehmenden wichtige Grundlagen für den Arbeitsmarkt und die Integration zu vermitteln.

BEF Alpha wird ergänzend vom Land im Rahmen der ressortübergreifenden Weiterbildungsinitiative gefördert, um den Teilnehmenden eine digitale Grundbildung zu ermöglichen. Dazu können eine Reihe von Trägern im Rahmen eines Fördervolumens von etwa 12.000 Euro zum einen digitale Geräte für die einbezogenen BEF Alpha-Standorte beschaffen. Zum anderen sollen im Rahmen dieser Landesinitiative neue digitale Lehr- und Lernmethoden die digitale Grundbildung und die Alphabetisierung der Teilnehmenden fördern. Im Auftrag des Kultusministeriums erarbeitet das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung Nürnberg f-bb diese Module bis zum Jahresende 2022.

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Bund-Länder-Vereinbarung Bildungsketten

Die Initiative Bildungsketten „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“ des Bundes, der Länder und der Bundesagentur für Arbeit hat zum Ziel, die Förderinstrumente von Bund und Ländern besser miteinander zu verzahnen. Dazu wurden entsprechende landesspezifische Vereinbarungen zu mehreren Handlungsfeldern getroffen, darunter auch zur Integration von Personen mit Migrationshintergrund durch Ausbildung. Die 2014 abgeschlossene Vereinbarung mit Baden-Württemberg ist 2020 ausgelaufen, eine Neufassung bis 2026 ist in Arbeit. Das Förderprogramm BEF-Alpha soll aufgrund der spezifischen innovativen Ansätze bis 2024 verlängert werden. Das Fördervolumen für BEF Alpha in Baden-Württemberg beträgt von 2016 bis 2022 etwa 14,5 Millionen Euro.

WEITER.mit.BILDUNG@BW

Die baden-württembergische Landesregierung hat im Februar 2021 die ressortübergreifende Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW aufgelegt. Das Kultusministerium, das Wirtschaftsministerium und das Wissenschaftsministerium werden dabei unter einem gemeinsamen Dach die berufsbezogene und allgemeine Weiterbildung im Land bündeln, nachhaltig stärken und zukunftssicher aufstellen. Dafür investiert das Land in den Jahren 2021 bis 2024 insgesamt 40 Millionen Euro. Für die Grundbildung, die auch BEF Alpha umfasst, ist insgesamt eine Million Euro vorgesehen.

Inspiriert von Landesregierung BW

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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