Versorgungskrise im Rems-Murr-Kreis: Wer trägt die Schuld an den Schließungen?
Schließungen von Notfallpraxen in Schorndorf und Backnang: Gesundheitsversorgung in der Region steht auf der Kippe.

Versorgungskrise im Rems-Murr-Kreis: Wer trägt die Schuld an den Schließungen?
Die Notfallpraxis in Backnang wird zum Ende Juni 2025 geschlossen, was erhebliche Unklarheiten über die Zukunft der Notfallversorgung in der Region aufwirft. Die Praxis, die sich im Gesundheitszentrum an der Stuttgarter Straße befindet, war Teil eines bis dato bestehendes Netzwerks von drei Notfallpraxen im Rems-Murr-Kreis. Möglicherweise ist die Politik, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und der Landkreis verantwortlich für diese Entwicklung, die Experten als vermeidbare Versorgungskrise bewerten. So berichtet ZVW.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg argumentiert, die Schließungen seien notwendig aufgrund des Ärztemangels, der im Rems-Murr-Kreis akuten Charakter angenommen hat. Aktuell sind 40 Hausarztsitze unbesetzt, und wie BKZ berichtet, plant die KV, den ärztlichen Bereitschaftsdienst auf den Standort Winnenden zu konzentrieren. Dieser Schritt könnte jedoch die Patientenversorgung erheblich beeinträchtigen.
Politische Verantwortung und Kritik
Die nötige politische Reaktion auf den Ärztemangel wurde scharf kritisiert. Ärztesprecher Jens Steinat sieht die Versäumnisse sehr eindeutig bei den Entscheidungsträgern. Er betont, dass nur etwa 10% der Patienten in Notfallpraxen tatsächlich echte Notfälle darstellen. Dies könnte darauf hindeuten, dass eine Umstrukturierung der Notfallversorgung erforderlich ist. Steinat plädiert für den Ausbau telemedizinischer Angebote, um die Belastung der Notfallpraxen zu reduzieren.
Die Schließung wurde von Landrat Richard Sigel und Oberbürgermeister Maximilian Friedrich als „herber Verlust“ für die Gesundheitsversorgung in der Region gewertet. Friedrich fordert, dass die Kassenärztliche Vereinigung konkrete Zahlen und Daten für ihre Entscheidung bereitstellt. Seine Bedenken spiegeln sich auch in der Meinung von Klinik-Geschäftsführer André Mertel wider, der einen Anstieg der Patientenzahlen in Notaufnahmen befürchtet, wenn die Notfallpraxis geschlossen wird.
Künftige Entwicklungen
Der genaue Zeitpunkt der Schließung der Backnanger Notfallpraxis bleibt derzeit unklar, da zunächst die Praxis in Winnenden erweitert werden muss. CDU-Bundestagsabgeordnete haben bereits eine erneute Beratung der Pläne gefordert, um sicherzustellen, dass die Patientenversorgung in der Region nicht weiter gefährdet ist. Die Situation bleibt angespannt, und die gesundheitspolitische Bedeutung der Diskussion ist unbestritten, wie ZVW feststellt.