Schorndorf: Altkleider-Boutique schließt wegen Fast Fashion vorübergehend!
Schorndorf: Altkleider-Boutique schließt wegen Fast Fashion vorübergehend. Herausforderungen im Secondhand-Markt beleuchtet.

Schorndorf: Altkleider-Boutique schließt wegen Fast Fashion vorübergehend!
Die Altkleider-Boutique Querbeet in Schorndorf hat einen vorübergehenden Aufnahmestopp für Spenden verhängt. Am Eingang des Geschäftes hängt ein Hinweis mit den Worten: „Wir können im Moment keine Ware mehr annehmen!“ Dieser Stopp gilt bis Ende September. Der Grund für diese Maßnahme ist der Saisonwechsel und notwendige Umräumarbeiten im Geschäft, um die Lagerkapazität zu schaffen, die für einen reibungslosen Ablauf erforderlich ist. Doch die Schließung und die aktuellen Herausforderungen sind nicht nur ein lokales Phänomen, sondern stehen im Zusammenhang mit der zunehmenden Dominanz der Fast Fashion-Branche.
Fast Fashion hat das Konsumverhalten erheblich verändert. Die globale Bekleidungsproduktion hat die Marke von 100 Milliarden Einheiten jährlich überschritten, was die Secondhand-Läden vor immense Herausforderungen stellt. Laut Statista wird der Markt für Fast Fashion bis 2027 um 74,5% wachsen. Immer mehr Konsumenten reduzieren die Lebensdauer eines Kleidungsstücks auf durchschnittlich nur sieben Nutzungen. Diese Entwicklung führt dazu, dass selbst dreckige Fast Fashion-Artikel zunehmend auf Vintage-Märkten und in Resale-Apps ein zweites Leben finden, insbesondere Marken wie Zara und Shein sind dabei Vorreiter.
Die Zukunft des Vintage
Im Jahr 2035 könnte der Markt für Vintage-Mode überflutet sein von Fast Fashion Artikeln, die heute in Geschäften wie Zara und auf Plattformen wie Shein verkauft werden. Die Bedeutung des Begriffs „vintage“ wird neu definiert und beginnt zunehmend, fast-fashion Elemente zu integrieren. Der populäre Hashtag #vintage hat über 6 Millionen Erwähnungen auf TikTok und zeigt das wachsende Interesse der jüngeren Generationen an solchen Themen. Gleichzeitig verschiebt sich die Wahrnehmung der Konsumenten vom Motto „weniger, aber besser kaufen“ hin zu „mehr kaufen zu niedrigeren Preisen“.
Fast Fashion hat auch Einfluss auf Luxusmarken, die sich zunehmend von traditioneller Qualität abwenden und ihre Preise anheben. Laut einer aktuellen Studie von ibi research haben sich über 75% der Befragten in Deutschland dazu entschlossen, ihr Kaufverhalten zugunsten der Nachhaltigkeit zu ändern. Trotz dieser positiven Entwicklung geben 62% an, dass nachhaltiger Konsum häufig am Preis scheitert. 40% der Teilnehmer kämpfen zudem damit, den ökologischen Fußabdruck von Produkten zu erkennen.
Herausforderungen im Konsumverhalten
Die bestehende Herausforderung im Bereich der Nachhaltigkeit wird durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg weiter verstärkt. Laut der Studie kaufen nur 19% der Befragten ausschließlich in stationären Geschäften, während 41% alles online kaufen oder dies tun würden, wenn möglich. Die Nutzung von Social Media zur Kaufentscheidung zeigt, dass Plattformen wie Instagram und TikTok eine immer wichtigere Rolle im Kaufverhalten der Konsumenten spielen. Über 41% der Instagram-Nutzer:innen haben bereits ein Produkt über die Plattform gekauft.
Obwohl es ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung von nachhaltigem Einkaufen gibt, zeigte die Befragung auch, dass Angebote von Fast Fashion-Anbietern wie SHEIN und Temu besonders bei jüngeren Generationen beliebt sind. Diese Gründe stellen eine Herausforderung für tradierte Secondhand-Läden dar, die in Zukunft möglicherweise noch weiter unter Druck geraten werden. Die Fragen des Wertes und der Langlebigkeit von Kleidung stehen somit im Raum, während sich die Gesellschaft an einem Scheideweg befindet.
Für Schorndorfs Altkleider-Boutique Querbeet gilt es nun, die anstehenden Herausforderungen zu meistern und ihrem Konzept treu zu bleiben, während sich der Markt um sie herum rasant wandelt. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, den wahren Wert von Kleidungsstücken zu verstehen und die schnelllebige Welt der Mode kritisch zu hinterfragen.