Baden-Württemberg nominiert den Stuttgarter Fernsehturm und den frühkeltischen Fürstensitz Heuneburg für das nationale Vorauswahlverfahren als UNESCO-Welterbestätten.
Baden-Württemberg wird diese Woche zwei neue Vorschläge für das nationale Vorauswahlverfahren für UNESCO-Welterbestätten machen. Minister hat darüber Nicole Razavi vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnungswesen, der obersten Denkmalschutzbehörde des Landes, teilte das Landeskabinett in seiner jüngsten Sitzung mit.
Werden vom Land nominiert Stuttgarter Fernsehturm ebenso wie Frühkeltische Fürstenstadt Heuneburg mit seiner Umgebung an der oberen Donau (Bezirke Sigmaringen und Biberach). „Wir würden uns sehr freuen, wenn beide Denkmäler, die jedes auf seine Art herausragend und außergewöhnlich sind, es auf die deutsche Vorschlagsliste schaffen“, sagte Razavi.
Razavi erinnerte daran, dass die letzten beiden Nominierungen des Landes Baden-Württemberg – die Höhlen- und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb und die Kurstadt Baden-Baden – in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden. „Ich fände es toll, wenn wir wieder so feiern könnten wie zuletzt im Juli, als sich die UNESCO für Baden-Baden entschieden hat“, sagte Razavi. „Der Weg dorthin ist sehr arbeitsintensiv und dauert in der Regel einige Jahre.“
In Deutschland können die Bundesländer bis Ende Oktober der Kultusministerkonferenz (KMK) neue Vorschläge für das nationale Vorauswahlverfahren unterbreiten. Ein internationales Expertengremium wird dann voraussichtlich 2022 die Stätten zur Begutachtung besuchen. Eine Entscheidung der KMK, welche Stätten tatsächlich Anfang 2024 auf die deutsche Vorschlagsliste (Tentativliste) bei der UNESCO aufgenommen werden, wird erwartet für Ende 2023.
Baden-Württemberg bewahrt nun sieben Welterbestätten für die Menschheit. Vier Stätten aus der Architektur- und Kunstgeschichte sowie drei archäologische Stätten:
- Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb
- Prähistorische Pfahlbauten auf Bodensee und in Oberschwaben
- Obergermanisch-raetischer Limes
- Klosteranlage Maulbronn
- Klosterinsel Reichenau
- Le Corbusier-Häuser in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung
- Kurstadt Baden-Baden
Nach den Vorschlägen des Landes sollen nun Neuzugänge erfolgen:
1. Der Stuttgarter Fernsehturm
Mit dem Stuttgarter Fernsehturm entstand der weltweit erste Fernsehturm mit Stahlbetonschacht und auch der erste Stahlbeton-Fernsehturm mit Aussichtsplattform und Gastronomie. Der fast 217 Meter hohe Turm wurde am 4. Februar 1956 der Öffentlichkeit übergeben, Ende Oktober 1955 begann der Sendebetrieb. Der Stuttgarter Fernsehturm ist ein außergewöhnliches Zeugnis für die Entwicklung der Massenkommunikation im 20. Jahrhundert in Bezug auf Design und Konstruktion, zu der Zeit, als es ein junges Bauprojekt gebaut wurde. Mit seinem schlanken Stahlbetonschacht, dem in 135 m Höhe beginnenden Turmkäfig und der Sendeantenne ist er zum Wahrzeichen der Stadt Stuttgart und Vorbild für zahlreiche Fernsehtürme weltweit geworden.
2. Keltische Machtzentren der frühen Eisenzeit nordwestlich der Alpen
(gemeinsamer Vorschlag mit Hessen und unter Beteiligung Frankreichs)
Das für das KMK-Auswahlverfahren vorgeschlagene Anwesen besteht aus den Teillagen Heuneburg (Baden-Württemberg, Deutschland), Mont Lassois (Burgund, Frankreich) und Glauberg (Hessen, Deutschland), drei außergewöhnliche Beispiele frühkeltischer Machtzentren in Mittel- und Westeuropa nordwestlich der Alpen. Chronologisch lassen sie sich der frühen Eisenzeit Mitteleuropas zuordnen. Diese Epoche umfasst das 7. bis 4. Jahrhundert v. BC und wird auch als „frühkeltisch“ bezeichnet. Diese ersten stadtähnlichen Zentren mit monumentaler Siedlungs- und Grabarchitektur, die in der Forschung oft unter dem Begriff „Fürstensitze“ zusammengefasst werden, sind außergewöhnliche Zeugnisse der frühen keltischen Zivilisation und das Ergebnis eines intensiven Austauschs von Ideen, Techniken und Gütern über große Entfernungen über weite Gebiete Europa, insbesondere mit den Kulturen Mittel- und Westeuropas und des Mittelmeerraums. Sie sind auch das Ergebnis von Zentralisierungsprozessen, die durch die Konzentration der politischen Macht und des wirtschaftlichen Reichtums einer privilegierten sozialen Gruppe in den frühkeltischen „Fürstensitzen“ Mittel- und Westeuropas in Gang gesetzt wurden.
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