In Baden-Württemberg wird die Polizei zunehmend jünger und weiblicher. Diese Entwicklung, die auf den ersten Blick als positiv erscheint, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Laut dem Innenministerium sind fast die Hälfte der neuen Polizisten Frauen, und ein erheblicher Teil der Neuzugänge hat einen Migrationshintergrund. Dies zeigt sich auch in der Gesamtheit der Belegschaft, bei der mittlerweile etwa ein Drittel weiblich ist. Vor sieben Jahren war der Anteil allerdings nur bei fünfzehn Prozent.
Die Veränderungen sind signifikant. Im Jahr 2016 lag das Durchschnittsalter der Polizeibeamtinnen bei über 44 Jahren. Heute ist es unter 40 gesunken. Der Innenminister Thomas Strobl (CDU) hebt hervor, dass dies eine positive Entwicklung darstellt, da die Polizei dadurch körperlich leistungsfähiger wird. Dennoch gibt es Unterrichtungen: 34.200 Personen arbeiten für die Landespolizei, darunter rund 28.500 Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamten, die nun erst wenige Jahre Erfahrung sammeln.
Herausforderungen durch mangelnde Erfahrung
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) bringt Bedenken bezüglich der verringerten Erfahrung innerhalb des Polizeikollektivs vor. Ralf Kusterer, der Landesvorsitzende, merkt an, dass ein Anstieg der jungen Polizisten zwar bestimmte Vorteile mit sich bringen kann, es jedoch auch zu Problemen führt, insbesondere wenn Berufsanfänger oder Beamte mit weniger als fünf Jahren Erfahrung auf Streife gehen. Diese Mangel an Erfahrung kann in bestimmten Situationen kritisch werden.
In vielen Fällen setzen sich Streifen aus einem Berufsanfänger und einem weniger erfahrenen Kollegen zusammen. Wenn dieses Team nicht über ausreichende Ortskenntnis verfügt, kann das zu gefährlichen Situationen führen, insbesondere vor dem Hintergrund einer steigenden Gewaltbereitschaft gegenüber Polizeibeamten. Kusterer betont, dass die traditionelle Einarbeitung nicht mehr in dem Maße funktioniert, wie es früher der Fall war.
Qualität der Polizeiarbeit in Gefahr?
Die Herausforderungen der modernen Kriminalitätsbekämpfung verlangen strategisches Geschick. Kusterer warnt davor, die jungen Beamten zu überfordern und fordert ein Gleichgewicht zwischen den Anforderungen des Polizeidienstes und dem privaten Leben, besonders für Frauen, die möglicherweise Familie gründen möchten. Ein wichtiges Ziel sollte es sein, sicherzustellen, dass die Frauen nicht in ihrer Karriere beschnitten werden, nur weil sie Elternzeit in Anspruch nehmen.
Zusätzliche Aus- und Fortbildung sind notwendig, um neue Techniken falls erforderlich anzuwenden. Dennoch sieht die DPolG die Verantwortlichen im Innenministerium in der Pflicht, die Herausforderungen eines jünger und weiblicher werdenden Polizeikorps ernst zu nehmen. Es gibt Bedenken, dass die aktuellen Ausbildungsprogramme nicht genügend praktische Übungen beinhalten, was zu einem Qualitätsproblem führen könnte.
Die Landesregierung ist jedoch optimistisch und spricht von der größten Einstellungsoffensive seit der Gründung der Polizei in Baden-Württemberg. Über 12.000 junge Menschen haben in den letzten Jahren den Weg in den Polizeidienst gefunden, während die Zahlen der Neuanstellungen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Diese Entwicklung kann die Polizei perspektivisch verändern und die Einsatzbereitschaft sowie die Diversität im Team erhöhen, was in einer modernen Gesellschaft wichtig ist.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie einen vertiefenden Artikel auf www.n-tv.de nachlesen.