
Im vergangenen Jahr wurde ein weiterer Soldat, ein Mitglied der deutschen Spezialeinheit KSK, vor Gericht gestellt, nachdem rechtsextremes Material und ein beeindruckendes vergrabenes Waffenarsenal in seinem Haus entdeckt worden waren. Im Jahr zuvor wurde ein Teil des KSK aus Angst vor rechtsextremer Unterwanderung teilweise aufgelöst.
Scheinbar laxe Durchsetzung – der obige Soldat wurde nicht inhaftiert – und eine Reihe anderer Skandale haben zusammengenommen die Besorgnis über eine breitere rechtsextreme Infiltration der Streitkräfte und Sicherheitsdienste der deutschen Bundeswehr geweckt.
In einem Land, das in allen Dingen des Militärs zutiefst ambivalent ist und in dem die Wehrpflicht vor einem Jahrzehnt endete, zieht sie nicht immer die politisch wohlwollendsten Rekruten an.
Wie es der Richter im Prozess gegen den KSK-Soldaten ausdrückte: „Man findet nicht viele Grüne oder Linke im Militär“.
Im Mittelpunkt des Putschversuchs stand offenbar Heinrich XIII. Prinz Reuß, ein niederer Aristokrat, der plante, in einem erneuerten Deutschen Reich Kaiser zu werden.
Die Idee war offenbar, das Deutsche Reich von 1871 bis 1918 wiederherzustellen, das von Otto von Bismarck in einer Reihe von Kriegen im 19. Jahrhundert geschmiedet, aber nach dem Ersten Weltkrieg abgeschafft wurde.
Doch Deutschlands extreme Rechte ist ein disparates Milieu von Wahnvorstellungen. Die Handlung scheint mit der Reichsbürger-Gruppe in Verbindung gebracht worden zu sein, die bis zu 21.000 Anhänger hat.
Während die Gruppe organisiert genug ist, um Ausweise mit der Flagge und dem Wappen des kaiserlichen Deutschlands zu haben, ist ihre Ideologie eher eine Scattergun. Viele Mitglieder teilen die Besessenheit Heinrichs XIII. vom Deutschen Reich, während andere darauf bestehen, dass Adolf Hitlers Drittes Reich der legitime Staat bleibt.
Ausweise werden ausgestellt auf den Namen der selbsternannten „Deutschen Reichsregierung im Exil“
Im Vorkriegsdeutschland waren Staatsstreiche kein Unbekannter, und die Weimarer Republik wurde auf fatale Weise dadurch unterminiert, dass die meisten der darin vertretenen rechtsgerichteten Parteien einfach nicht an Demokratie glaubten. In den zwanziger Jahren gab es immer wieder gescheiterte Putsche dagegen, darunter einen von Hitler im Jahr 1923.
Die heutigen Verschwörer stellen nicht annähernd dieselbe Bedrohung dar, aber sie spiegeln vielleicht die zweifelhaften Methoden wider, mit denen Westdeutschland in seiner Demokratie auf eine Weise gesichert wurde, wie es in Weimar nicht der Fall war.
Deutschlands Sicherheitsapparat verbrachte dann den Kalten Krieg damit, sich intensiv auf die kommunistische Bedrohung zu konzentrieren und vieles andere auszuschließen.
Diese Umstände ermöglichten es der extremen Rechten, ihre festen Wurzeln im Land zu behalten, die nach 1989 nur durch einen Zustrom von Rekruten aus dem angeschlagenen und wirtschaftlich marginalisierten Osten gestärkt wurden.
Quelle: The Telegraph