In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat Ingrid Bachér an einem Roman gearbeitet, der die offensichtlich brisante Verbindung zwischen Mensch und Natur im Kontext des Braunkohletagebaus beleuchtet. Ihr Werk, das 2009 erschienen ist, erzählt die Geschichte von Menschen, die durch die wirtschaftlichen Interessen der Konzerne in ihrer Existenz bedrohht sind. Diese Thematik erlangte 2023 durch die Proteste in Lützerath, einem nahegelegenen Dorf, zusätzlich an Bedeutung und Aktualität. Die Dramatik umfasst nicht nur individuelle Schicksale, sondern auch den kollektiven Widerstand gegen die unabdingbaren und oft hemmungslosen Entscheidungen der Industrie und der Politik.
Die Uraufführung der Bühnenadaption des Romans, die in Esslingen stattfindet, birgt nicht nur eine künstlerische Darstellung dieser Thematik, sondern bringt auch eine tiefere Reflexion über Verlust, Heimat und den Kampf um Gerechtigkeit auf die Bühne. Die Inszenierung unter der Regie von Mirjam Neidhart vereint ein engagiertes Team von Schauspielern und kreativen Köpfen, darunter die Bühnen- und Kostümbilder von Marion Eisele und die Musik von Oliver Krämer, die zusammen eine bedrückende, aber notwendige Diskussion über die gegenwärtigen Umwelt- und Sozialfragen anstoßen.
Die Herausforderung des Themas
Das Stück wird von talentierten Darstellern lebendig gemacht, darunter Kristin Göpfert als Lale und Florian Stamm in der Rolle des Simon. Auffällig ist die große Bandbreite an Rollen, die einige Schauspieler übernehmen, was die Vielschichtigkeit der Charaktere unterstreicht und die dynamischen sozialen Interaktionen in einem vom Strukturwandel geprägten Umfeld zeigt. Die Inszenierung lässt das Publikum die emotionale Last und die tragischen Schicksale der Figuren hautnah nachempfinden.
Regisseurin Mirjam Neidhart nimmt sich der Herausforderung an, Bachérs komplexes Narrativ auf die Bühne zu bringen, und nutzt die lange Zeitspanne, die sie dem Thema gewidmet hat, um die wesentlichen Fragen aufzuwerfen: Was passiert mit einem Dorf, wenn wirtschaftliche Interessen über menschliche Schicksale gestellt werden? Wie begibt man sich in den Widerstand, wenn man sich der kommenden Zerstörung gegenüber sieht?
Die kommenden Vorstellungen in Esslingen sind für die Tage 12. Oktober sowie den 9., 20., und 22. November, gefolgt von weiteren Terminen im Dezember 2023 und Februar 2024 angesetzt. Insbesondere die aktuellen Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien und der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit den Folgen des Klimawandels machen dieses Stück besonders relevant und aktuell. Wie theaterkompass.de berichtet, beschreibt das Stück eindringlich diese emotionale und gesellschaftliche Realität.
In dieser Inszenierung wird nicht nur die Geschichte eines Menschen erzählt, sondern das Publikum wird eingeladen, über die großen Fragen des Lebens, der Existenz und der Moral nachzudenken. Das künstlerische Ensemble möchte damit nicht nur unterhalten, sondern auch ein Bewusstsein für die Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung schaffen, die angesichts der Herausforderungen unserer Zeit unverzichtbar sind.